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Neurobiologie

Was unsere Filmvorlieben über unser Gehirn verraten

Action-Fans reagieren anders als Krimi-Liebhaber

Frau mit Superheldencape und Regieklappe
Verschiedene Filmgenres lösen unterschiedliche Emotionen aus und stimulieren damit unser Gehirn. © nicoletaionescu / iStock

Kopfkino: Welche Filmgenres wir bevorzugen, hängt zum Teil von der Empfindsamkeit unseres Gehirns ab, wie Hirnforscher herausgefunden haben. Demnach aktivieren die von Filmen ausgelösten Gefühle wie Angst und Wut zwar bei allen Menschen die gleichen Hirnareale. Wie stark diese Areale reagieren, ist jedoch individuell verschieden – und beeinflusst, welche Filme wir bevorzugen. Überraschenderweise ähneln sich dabei die Gehirne von Action- und Comedy-Fans stärker als jene von Krimi-Liebhabern.

Der Mensch liebt Geschichten und stellt sie seit jeher auch visuell dar. Vor allem moderne Filme lösen oft auch starke emotionale Reaktionen aus. Ob Krimi, Action, Dokumentation oder Comedy – in welche Genres die Lieblingsfilme eines Menschen dabei fallen, verrät einiges über seinen Charakter und seine Persönlichkeit. Aber sind diese filmischen Vorlieben durch Erfahrung, Sozialisierung und individuelle Einstellungen entstanden oder vielleicht sogar durch die Biologie unseres Gehirns vorgegeben?

Wie unser Gehirn filmische Emotionen verarbeitet

Das hat ein Team um Esther Zwiky von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) näher untersucht. Dafür zeichneten die Forschenden mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) die Gehirnaktivität von 257 Menschen auf. Währenddessen zeigten sie den Testpersonen ängstliche oder wütende Gesichter sowie geometrische Formen. „Dabei handelt es sich um einen etablierten Test, mit dem sich messen lässt, wie das Gehirn emotionale Reize verarbeitet“, erklärt Zwiky.

Die Forschenden konzentrierten sich auf zwei Hirnareale: den Nucleus accumbens und die Amygdala. Das erste Areal ist das Belohnungszentrum unseres Gehirns, das zweite ist für die Verarbeitung von lebenswichtigen Emotionen zuständig. „Als Reaktion auf Bedrohungen kann die Amygdala eine Kampf- oder Fluchtreaktion auslösen“, erklärt Zwiky.

Anschließend verglichen die Psychologen die Hirnscan-Daten mit den Angaben der Testpersonen zu ihren Filmvorlieben. Der Hintergedanke: „Negative Emotionen wie Wut oder Angst spielen in vielen Filmen eine zentrale Rolle“, so Zwiky. Die Psychologen untersuchten daher, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen den Filmvorlieben und der Emotionsverarbeitung im Gehirn.

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Starke Reaktion bei Fans von Action und Comedy

Tatsächlich wurden die Psychologen fündig: Bei Fans von Actionfilmen reagierte die Amygdala sehr stark auf die negativen emotionalen Reize Angst und Wut. Bei Komödien-Fans reagierten sogar beide Gehirnareale – die Amygdala und das Belohnungszentrum – überdurchschnittlich stark. „Actionfilme vermitteln typischerweise sehr viele Reize“, sagt Zwiky. Sie und ihre Kollegen vermuten daher, dass Fans dieser beiden Genres überraschenderweise gerade diese emotionale Stimulation als Anreiz empfinden und daher diese Filme bevorzugen.

Für Anhänger von Krimis, Thrillern oder Dokumentationen zeigte sich hingegen ein anderes Bild: Bei diesen Personen reagierten die untersuchten Bereiche im Gehirn deutlich weniger auf die emotionalen Reize als bei Probanden ohne Präferenz für ein bestimmtes Genre. Obwohl die Genres Action und Krimi/Thriller mit ähnlichen, negativ behafteten Emotionsprofilen verbunden sind, lösten sie bei ihren Anhängern die genau entgegengesetzte neuronale Aktivität aus. Zwiky und ihre Kollegen vermuten daher, dass es Krimi-Liebhabern mehr um das Rätsellösen und die Handlung als um die Emotionen geht.

Bei den Filmgenres Drama, Romanzen und Fantasy fanden die Forschenden indes keine neurologischen Auffälligkeiten im Vergleich zu Probanden ohne Präferenz für ein bestimmtes Genre.

Filmgeschmack spiegelt emotionale Empfindlichkeit wider

Die Psychologen schließen aus ihren Beobachtungen, dass die Gehirne von Menschen unterschiedlich stark auf negative Emotionen reagieren und sie anders verarbeiten. Dies spiegelt sich dann in ihrem Filmgeschmack wider: „Es scheint so, dass Menschen sich die Filmgenres aussuchen, die ihr Gehirn optimal stimulieren“, so Zwiky. Weitere Studien sollen nun klären, wie andere Emotionen wie Freude, Trauer oder Ekel unser Gehirn und dadurch unsere Filmvorlieben prägen. (Frontiers in Behavioral Neuroscience, 2024; doi: 10.3389/fnbeh.2024.1396811)

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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