Prägende Denkmuster: Die Eltern beeinflussen das wissenschaftliche Denkvermögen ihrer Kinder stärker als gedacht, wie Entwicklungspsychologen herausgefunden haben. Der Einfluss des Elternhauses liegt dabei nicht primär in der Intelligenz oder Kompetenz der Erziehungsberechtigten, sondern allein in ihrer Einstellung gegenüber Wissen und Bildung. Die Förderung des wissenschaftlichen Denkens von Kindern sollte demnach nicht länger ausschließlich den Schulen zugeschrieben werden. Vielmehr sollten auch Eltern ihre Einstellung überdenken und ihre Kinder aktiv fördern.
Wenn Kinder experimentieren, Daten sammeln und interpretieren oder wissenschaftliche Phänomene ergründen, lernen sie schon im Kindergarten und der Grundschule spielerisch eine rationale, zielführende Herangehensweise an Probleme und Forschungsfragen. Diese Kompetenz und Sichtweise, das wissenschaftliche Denken, wird in unserer Gesellschaft mit ihren vielfältigen globalen Herausforderungen immer wichtiger. Denn viele Probleme erfordern ein systematisches und logisches Vorgehen, um Hypothesen zu formulieren, diese zu testen und aus den Beweisen Schlussfolgerungen zu ziehen.
„Während manche Kinder allerdings schon früh geschickt darin sind, sinnvolle Experimente durchzuführen, Muster in Daten zu deuten oder wissenschaftliche Fragen zu erkennen, offenbaren andere Kinder ein begrenztes Verständnis in diesen Bereichen“, sagt Christopher Osterhaus von der Universität Vechta. Obwohl alle Kinder zur Schule gehen und die Förderung des wissenschaftlichen Denkens vor allem den Schulen zugeschrieben wird, entwickeln Kinder nicht im selben Maße wissenschaftliche Kompetenzen.
Welche Rolle spielen die Eltern?
Warum das so ist und ob das Elternhaus dabei eine Rolle spielt, hat Osterhaus nun zusammen Susanne Koerber von der Pädagogische Hochschule Freiburg analysiert. Über fünf Jahre hinweg untersuchten die Entwicklungspsychologen dazu insgesamt 161 Grundschulkinder aus Deutschland im Alter von fünf bis zehn Jahren. Dabei testeten die Forschenden die Kinder jährlich auf ihre wissenschaftlichen Denkfähigkeiten sowie ihre Sprachkompetenz und Intelligenz und verglichen die Entwicklung der Kinder.