Sie müsste fünf Milliarden Jahre laufen, um nur eine Sekunde falsch zu gehen: Ein neuer Typ von Atomuhr schlägt alle bisherigen Rekorde in punkto Genauigkeit und Präzision. Ihr Geheimnis: Strontium-Atome in einer Laserfalle dienen ihr als Zeitmesser. Diese Uhr ist die erste, die möglicherweise eine neue Definition der Zeiteinheit herbeiführen könnte. Denn sie übertrifft auch die bisher gültigen Cäsium-Referenzuhren bei weitem, so US-Forscher im Fachmagazin „Nature.
Bisher ist Cäsium das Maß aller Dinge – zumindest was die Zeitmessung betrifft. Denn die offizielle Referenz, die internationale Atomzeit, beruht auf den Messwerten von 260 weltweit verteilt stehenden Cäsium-Atomuhren. In ihnen wird Cäsium zunächst in einer Vakuumkammer verdampft und anschließend als Atomstrahl in eine sogenannte Mikrowellenkammer geschickt. Dort werden sie mit Mikrowellen bestrahlt.
Treffen diese Mikrowellen eine ganz bestimmte Frequenz, dann absorbieren die Cäsiumatome diese Energie und wechseln in einen anderen energetischen Zustand. Dabei verändern sich auch ihre magnetischen Eigenschaften. Am Ausgang der Mikrowellenkammer misst ein Magnetdetektor, bei welcher Mikrowellenfrequenz die meisten Cäsiumatome „umgeklappt“ sind. Diese Frequenz ist nun die Grundlage für die Zeitmessung: Genau 9.192.631.770 Schwingungen dieser Frequenz ergeben eine Sekunde. Diese Atomuhren laufen so präzise, dass sie in drei Millionen Jahren nur eine Sekunde falsch gehen würden.
Optisch geht es feiner, aber unpräziser
Aber es gibt noch genauere Methoden der Zeitmessung: optische Atomuhren. In ihnen wird nicht die Resonanz von Atomen mit Mikrowellen als Basis genutzt, sondern die atomare Resonanz mit Laserlicht. Dazu werden Atome bis nahe an den absoluten Nullpunkt heruntergekühlt und in einem Gitter aus Laserlicht gefangen gehalten. Dann werden sie mit einem weiteren Laser bestrahlt, der bei einer bestimmten Wellenlänge wieder einen Wechsel des Energiezustands bei den Atomen auslöst.