Von wegen unberührt: Selbst in der Antarktis haben nun Greenpeace-Forscher Mikroplastik und organische Giftstoffe nachgewiesen. Ein Großteil der Schneeproben von der antarktischen Halbinsel enthielt per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), darunter auch krebserregende Verbindungen. In fast allen Meerwasserproben wiesen die Forscher zudem Mikroplastik-Fasern nach. Das bestätigt, dass menschengemachte Chemikalien inzwischen selbst entlegenste Gebiete kontaminieren.
Ob in entlegenen Bergregionen, in der Tiefsee oder dem ewigen Eis der Arktis: Längst finden sich aus menschlicher Produktion stammende Umweltgifte nahezu überall auf unserem Planeten. Und in den Ozeanen schwimmen Millionen Tonnen von Mikroplastik und Kunststoffmüll.
Jetzt zeigt sich, dass selbst das letzte, noch als unberührt geltende Bollwerk der Natur kontaminiert ist: die Antarktis. Für ihre Studie hatten Greenpeace-Forscher Anfang 2018 mit dem Forschungsschiff Arctic Sunrise entlang der Küste der antarktischen Halbinsel Proben von Meerwasser und Schnee genommen. Alle Proben wurden auf Mikroplastik und auf per- und polyfluorierte Chemikalien hin untersucht.
Umweltgifte im Schnee
Das Ergebnis: „Sieben der neun Schneeproben enthielten nachweisbare PFC-Konzentrationen“, berichten die Forscher. Diese fluorhaltigen Chemikalien, auch als PFAS bezeichnet, werden unter anderem zu Beschichtung von Funktionskleidung eingesetzt, kommen aber auch in anderen Konsumgütern vor. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Chemikalien über die Luft in die Antarktis gelangt sind.
Die am häufigsten im antarktischen Schnee nachgewiesene PFC war Perfluoroctansäure (PFOA). Dieses als krebserregend eingestufte Umweltgift wurde in fünf von neun Schneeproben in Konzentrationen von bis zu 1,84 Nanogramm pro Liter nachgewiesen, so der Report. Diese Werte liegen sogar höher als im Schnee der Alpen oder Schwedens, wie die Wissenschaftler erklären.
Mikroplastik in fast allen Wasserproben
Auch Mikroplastik hat es bereits bis in die Antarktis geschafft: Sieben der acht untersuchten Meerwasserproben enthielten mindestens eine Mikroplastik-Faser. Die Konzentration reichte dabei von 0,8 bis 5,6 Fasern pro Liter, wie die Analysen ergaben. Unter den Kunststoffsorten waren Polyester und Nylon vertreten, aber auch Acetat, Polypropylen und der Kunststoff PTFE.
„Das Alarmierende an dem Mikroplastik, das wir in der Antarktis gefunden haben ist, dass es überhaupt da ist“, sagt Thilo Maack, Meeresexperte von Greenpeace. „Denn eigentlich trennt die antarktische Ringströmung die Gewässer des Südpolarmeeres von den Weltozeanen. Dass Mikroplastik seinen Weg durch diese natürliche Barriere hindurchgefunden hat, ist schon sehr besorgniserregend.“ (Ergebnisbericht: Mikroplastik und Chemikalien in der Antarktis, 2018)
(Greenpeace, 08.06.2018 – NPO)