Umwelt

Autofahrer atmen mehr Feinstaub ein

Feinstaubwerte im Fahrzeuginneren doppelt so hoch wie außen

Blick aus einem Testauto. Wie hoch die Belastung der Innenluft mit Feinstaub ist, misst ein spezieller Sensor am Armaturenbrett. © Duke University

Dicke Luft: Autofahrer atmen während des Berufsverkehrs deutlich mehr Schadstoffe ein als bisher gedacht. In der Innenluft von Fahrzeugen maßen Forscher im Mittel doppelt so viel Feinstaub wie draußen am Straßenrand. Besonders hoch war dabei der Gehalt aggressiver oxidativer Verbindungen, wie sie berichten. Vor allem Pendler, die mit dem Auto zur Arbeit fahren, könnten daher erheblich mehr gesundheitsschädliche Partikel einatmen als gedacht, wie die Forscher berichten.

Feinstaub ist alles andere als gesund: Die wenige Nanometer kleinen Partikel fördern Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sie hemmen die Wirkung von Antibiotika und stören den Schlaf. Zudem dringen die Teilchen sogar bis ins Gehirn vor und könnten so sogar Demenzen fördern. Quelle des städtischen Feinstaubs ist vor allem der Verkehr: Sowohl Diesel- als auch Benzinmotoren erzeugen den Staub.

Doch der Autoverkehr belastet nicht nur die Stadtluft insgesamt, sondern auch die Autofahrer selbst. Wie stark, das haben Heidi Vreeland von der Duke University und ihre Kollegen nun durch spezielle Sensoren ermittelt. Die am Armaturenbrett befestigten Messgeräte saugen Luft aus dem Innenraum des Autos in dem Maße ein, wie es auch ein Autofahrer beim Atmen tun würde. Für ihre Studie ließen sie Fahrer mit 30 Autotypen verschiedene Routen im Berufsverkehr von Atlanta abfahren.

Doppelt so hoch wie am Straßenrand

Das Ergebnis: Im Innenraum der Autos wurden im Mittel doppelt so hohe Feinstaubwerte gemessen wie an den Messstellen entlang der Straßen. Dies war sowohl auf stark befahrenen Hauptstraßen als auch auf Nebenstraßen der Fall. Besonders hoch war die Belastung der Autofahrer mit aggressiven, stark oxidativ wirkenden Partikeln, wie die Forscher berichten.

Diese Partikel reagieren in den Zellen mit dem Erbmaterial DNA und können so DNA-Schäden verursachen. Zudem fördert das Eindringen dieser oxidativen Verbindungen Entzündungsreaktionen und Überreaktionen des Immunsystems, die ihrerseits zu Zellschäden und DNA-Veränderungen führen – und damit beispielsweise zu Gefäßerkrankungen oder Krebs.

„Berufspendler sollten umdenken“

„Das bedeutet, dass das Autofahren im Berufsverkehr noch schädlicher ist als wir bisher dachten“, erklärt Koautor Michael Bergin von der Duke University. „Wenn diese Chemikalien so schädlich sind wie viele Forscher annehmen, dann sollten Berufspendler die Wahl ihres Verkehrsmittels besser noch einmal überdenken.“

Warum die Innenluft der Autos sogar stärker belastet ist als die Außenluft, ist noch nicht klar. „Es gibt eine Menge Gründe, warum man drinnen vermehrt bestimmte Arten der Luftverschmutzung finden könnte“, erklärt Vreeland. So verändere sich die chemische Zusammensetzung der Abgase sehr schnell, teilweise sogar innerhalb weniger Dutzend Zentimeter. Das könnte erklären, warum die Sensoren am Straßenrand andere Werte und Stoffe registrieren als die in der Autoluft. (Atmospheric Environment, 2017; doi: 10.1016/j.atmosenv.2017.06.044)

(Duke University, 24.07.2017 – NPO)

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