Lego fürs Computerhirn: Wissenschaftler haben eine künstliche Intelligenz entwickelt, die eigenständig lernt, wie sie einzelne Moleküle mit Hilfe eines Rastertunnel-Mikroskops greifen und bewegen kann. Die Technik bietet großes Potenzial für die Nanotechnologie und für die Entwicklung eines 3D-Druckers auf Molekülebene, wie die Forscher im Fachmagazin „Science Advances“ berichten.
Ob Roboter im Nanoformat, mikroskopisch kleine Sensoren und Bauteile für die Elektronik oder maßgeschneiderte Moleküle für die Medizin: Die Nanotechnologie bietet Wissenschaft und Technik völlig neue Möglichkeiten. Um solche Nano-Konstrukte herstellen zu können, bedarf es jedoch neuer Methoden – von der Selbstorganisation über Laserpinzetten bis hin zu Spezialmikroskopen wie den Rasterkraft- und Rastertunnelmikroskopen.
Lego mit Hindernissen
Rastertunnel-Mikroskope können einzelne Atome und Moleküle mit Hilfe ihrer elektrisch geladenen Spitzen wie Legosteine bewegen und zu neuen Strukturen zusammenfügen. Doch im Gegensatz zu makroskopischen Legosteinen ist nicht jedes Molekül in jeder Richtung und Reihenfolge bewegbar. Für jede gezielte Änderung wird ein bestimmtes Bewegungsmuster benötigt, um das Molekül aus seiner Umgebung zu lösen und neu anzuordnen. Dieses lässt sich weder berechnen noch intuitiv erschließen – dafür ist die Mechanik auf der Nanoskala zu variabel und kompliziert.
„Bislang war so ein gezieltes Bewegen von Molekülen höchstens per Hand, durch Trial and Error, möglich“, sagt Seniorautor Stefan Tautz vom Forschungszentrum Jülich. Doch er und sein Team haben nun eine Methode der autonomen Nanofabrikation entwickelt, bei der ein Roboter diesen Lernprozess übernimmt. „Mithilfe einer selbstlernenden, autonomen Software-Steuerung ist es uns nun zum ersten Mal gelungen, eine Lösung für diese Vielfalt und Variabilität auf der Nanoskala zu finden und diesen Prozess zu automatisieren“, so Tautz.