Das Bodenbakterium Agrobakterium kann seine so genannte Transfer-DNA (T-DNA) in das Genom von Pflanzen einschleusen – das ist nicht neu. Forscher nutzen es deshalb beispielsweise längst als wichtiges Werkzeug, um genetisch veränderte Pflanzen herzustellen. Nun haben Biologen nachgewiesen, dass in seltenen Fällen auch einige Gene aus dem Hauptgenom des Agrobakteriums in das Pflanzengenom übertragen werden, ohne dass diese Gene Bestandteil der T-DNA sind.
Dieser natürliche Prozess könnte im Rahmen der Evolution zum Austausch genetischen Materials zwischen Bakterien und Pflanzen beigetragen haben, so die Forscher des Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung in Köln und der Universität Bielefeld in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Biotechnology“.
Agrobakterien manipulieren Pflanzen
Agrobakterien sind eigentlich kleine Pflanzenparasiten, die die natürliche Fähigkeit haben, ihre T-DNA in das Genom von Pflanzen einzuschleusen. Auf diesem Weg sind sie dazu in der Lage, Pflanzenzellen dazu zu bringen, spezielle Nährstoffe herzustellen, die nur Agrobakterien verwenden können. Diesen Prozess haben Pflanzenforscher der Natur „abgeschaut“ und nutzen ihn, um die Eigenschaften von Pflanzen zielgerichtet zu ändern.
Unter anderem werden mit der eingeschleusten T-DNA einzelne Pflanzengene ausgeschaltet, um die Funktion des ausgeschalteten Pflanzengens zu untersuchen. Diese Experimente führen die Wissenschaftler an Modellpflanzen, wie zum Beispiel der Ackerschmalwand Arabidopsis thaliana, durch. An dieser einfachen Blütenpflanze können so grundlegende biologische Prozesse erforscht werden.