Auf dem Mars hat es einst mindestens einen großen, langlebigen See gegeben. Neu ausgewertete Daten zeigen eindeutig eine Uferformation und Deltas mit charakteristischen Ablagerungen. Sie stammen interessanterweise aus einer Ära, in der es nicht sonderlich warm und feucht war. Diese Entdeckung wirft auch ein neues Licht auf die Frage, ob es einst Leben auf dem Roten Planeten gegeben hat.
Der Mars war einst viel wärmer und feuchter als heute – so viel ist klar. Auch flüssiges Wasser hat es an seiner Oberfläche gegeben, zumindest deuteten dies Ablagerungen bereits an. Jetzt aber sind die ersten eindeutigen Spuren eines echten Sees entdeckt worden. Ein Forscherteam der Universität von Colorado in Boulder stieß darauf bei der Auswertung von neuen Aufnahmen der HiRise-Kamera an Bord der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter. Diese Kamera kann Strukturen von bis zu einem Meter Größe aus dem Orbit abbilden.
Seebecken mit Deltas und zuführendem Canyon
Auf den Bildern ist ein knapp 50 Kilometer langer und rund 450 Meter tiefer Canyon zu erkennen, der sich über eine Art Delta in ein ausgedehntes Talbecken öffnet. Das Becken liegt in einer größeren Senke, dem Shalbatana Vallis. Entlang des Deltas entdeckten die Wissenschaftler eine Reihe von wechselnden Rippen und Senken, die sie als Relikte von Strandablagerungen werten. „Dieses Delta und weitere, die das Becken umgeben, deuten auf die Existenz eines großen, langlebigen Sees hin“, erklärt Brian Hynek, Assistenzprofessor an der Universität von Colorado. „Uferlinien zu finden ist für uns eine Art heiliger Gral.“
„Dies ist der erste eindeutige Beleg für Uferlinien auf dem Mars”, erklärt Gaetano Di Achille, Leiter der Studie an der Universität von Colorado in Boulder. „Die Identifizierung der Uferstrukturen und begleitende geologische Formationen erlauben es uns, die Größe und das Volumen des Sees zu berechnen, der sich vor ungefähr 3,4 Milliarden Jahren gebildet zu haben scheint.“
Seenbildung erst nach feuchter Warmzeit
Überraschend ist das Alter des Sees: Denn er existierte offenbar noch vor 3,4 Milliarden Jahren – zu einer Zeit, in der das Klima auf dem Roten Planeten kalt und trocken war. Die ältesten Oberflächen des Mars bildeten sich vor 4,1 bis 3,7 Milliarden Jahren, während der so genannten Noachischen Epoche. Häufige Meteoriteneinschläge und heftige Überschwemmungen prägten diese Ära. Doch der neu entdeckte See stammt aus der nachfolgenden Hesperischen Zeit, rund 300 Millionen Jahre nach dem Ende der Warmzeit.
„Unsere Forschungen belegen damit nicht nur, dass es ein langlebiges Seensystem auf dem Mars gab, wir sehen auch, dass dieser See sich bildete, nachdem die warme, feuchte Periode vorüber war“, erklärt Hynek. Als der See dann schließlich doch austrocknete, geschah dies offenbar so schnell, dass sich keine weiteren, niedrigeren Uferlinien ausbildeten. Nach Ansicht der Forscher könnte er entweder verdunstet sein oder aber er gefror und das Eis wandelte sich später langsam in Wasserdampf um.
Deltas als potenzieller Fundort für Lebensspuren?
Die an das Seebecken angrenzenden Deltas sind für die Planetenforscher besonders interessant, denn zumindest auf der Erde sammeln sich im Sediment dieser Einmündungen organische Verbindungen und andere Lebensmoleküle. Sollte dies auch auf dem Mars so gewesen sein, dann wären die Deltas eine vielversprechende Landestelle für zukünftige Raumsonden auf der Suche nach Leben – sei es vergangenem oder gegenwärtigem. „Auf der Erde sind Deltas exzellente Sammler und Erhalter von Spuren vergangenen Lebens“, so Di Achille. „Wenn auf dem Mars jemals Leben entstanden sein sollte, dann könnten die Deltas der Schlüssel zu seiner biologischen Vergangenheit sein.“
(University of Colorado at Boulder, 22.06.2009 – NPO)