Verborgene Schwingungen: Forscher haben eine Methode entwickelt, die erstmals die Vibrationen in einem Molekül bis aufs Atom genau misst und sichtbar macht. Damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, die Struktur, die Energieverteilung und die Bindungen in einem Molekül zu untersuchen, so die Forscher im Fachmagazin „Nature“. Möglich wurde dieser Blick in die molekularen Schwingungen durch eine Kombination der Rastertunnel-Mikroskopie mit einer Laser-Spektroskopie.
Schwingungen sind die Grundlage aller Materialien und jeder Chemie: Atome und Moleküle stehen nie vollkommen still – je nach Energiegehalt zeigen sie eine unsichtbare Vibration. Diese internen Bewegungen beeinflussen das Reaktionsverhalten, die Stärke von chemischen Bindungen und auch die Form von Molekülen. Umgekehrt lassen sich an den Vibrationen eines Moleküls ablesen, welche Struktur und Bindungsenergien es hat.
Spektroskopie als Schwingungsmesser
Bisher jedoch hat die Messung dieser fundamentalen Schwingungen Grenzen. Beim gängigen Verfahren der Raman-Spektroskopie wird das Molekül zunächst mit einem Laserstrahl angeregt. Weil die zugeführte Energie zum Teil in Vibrationen umgesetzt wird, erlaubt das Spektrum des zurückgestrahlten Lichts Rückschlüsse auf Schwingungsmuster, Struktur und Energiegehalt des Moleküls – aber nicht bis auf das Atom genau.
Diese Genauigkeit haben nun erstmals Forscher um Joonhee Lee von der University of California in Irvine erreicht. „Wir messen die Frequenzen dieser Vibrationen schon seit Ewigkeiten mittels Spektroskopie – aber erst jetzt können wir sehen, was sich genau bewegt und wie“, erklärt Lee. „Jetzt könne wir direkt sichtbar machen, wie sich einzelne Atome innerhalb eines Moleküls bewegen.“