Verblüffend simpel: Wertvolle Metallrohstoffe könnten künftig einfacher, umweltschonender und energiesparender aus Elektroschrott wiedergewonnen werden. Denn beim sogenannten Flash-Joule-Heating reicht ein kurzer Stromstoß aus, um die Metalle aus dem Schrott zu verdampfen. In einer Kältefalle kondensieren sie aus und können getrennt werden. In ersten Tests recycelten US-Forscher mit diesem Verfahren bis zu 80 Prozent der Metalle einer Computerplatine – innerhalb weniger Sekunden.
Weltweit fallen jedes Jahr mehr als 45 Millionen Tonnen Elektroschrott an, doch nur rund 20 Prozent davon wird recycelt. Als Folge landen enorme Menge an wertvollen Rohstoffen wie Gold, Silber, Platin oder Seltenerdmetalle ungenutzt auf Deponien, statt wiedergewonnen zu werden. Dabei enthält der Elektroschrott einen höheren Anteil mancher Edelmetalle als viele im Bergbau geförderte Erze.
Verdampfen statt schmelzen oder lösen
Das Problem jedoch: Damit „Urban Mining“ lohnend und breit einsetzbar wird, müssen effizientere, einfachere und umweltfreundlichere Verfahren des Recyclings gefunden werden. Bisher wird der Elektroschrott dafür meist entweder aufgeschmolzen oder es werden starke Lösungsmittel eingesetzt, um die gewünschten Metalle vom Rest zu trennen. Beides ist aufwendig und eher langsam, zudem schaden die Lösungsmittel der Umwelt und das Schmelzen ist wenig selektiv und energiehungrig.
Einen neuen Ansatz für das Elektroschrott-Recycling haben nun Bing Deng und seine Kollegen von der Rice University in Houston entwickelt. Statt das Material zu schmelzen oder chemisch zu lösen, verdampfen sie es. „Der Unterschied im Dampfdruck der Metalle zu dem von Substratmaterialien wie Glas, Keramik oder organischen Verbindungen ermöglicht ihre evaporative Abtrennung vom Elektroschrott“, erklären sie.