Elektroschrott enthält nicht nur Rohstoffe sondern auch viel Gift, darunter viele umwelt- und gesundheitsschädliche Metallverbindungen. Das Ausmaß dieser Gefahrstoffe in exportiertem Elektroschrott enthüllt jetzt eine auf der CeBIT vorgestellte Studie des Umweltbundesamtes (UBA). Siezeigt auch, dass ein Großteil des Schrotts gar nicht oder nicht umweltgerecht entsorgt wird.
{1l}
Alte Elektrogeräte enthalten neben gesundheitlich unbedenklichen metallischen Rohstoffen auch eine ganze Reihe von Gefahrstoffen, die geordnet verwertet werden müssen, um die menschliche Gesundheit und die Umwelt nicht zu belasten. In einem alten Computer etwa stecken über 100 verschiedene Stoffe. Herkömmliche Bildschirmgeräte enthalten zudem noch Leuchtmittel, die sachgemäß zu entsorgen sind. Dass dies aber bei exportiertem Elektroschrott kaum geschieht, hat jetzt eine Studie des Umweltbundesamt (UBA) aufgedeckt.
155.000 Tonnen Elektroschrott verschifft
Fachleute des Hamburger Instituts für Ökologie und Politik GmbH (Ökopol) trugen dafür über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren die bisher solidesten Informationen zur Herkunft und Menge exportierter Geräte zusammen: Die Geräte stammen unter anderem von Flohmärkten, aus dem Second-Hand-Handel oder werden vom Sperrmüll geholt. Dann gehen sie häufig über Sammelplätze in den Export, meistens auf dem Seeweg.
Mehr als 155.000 Tonnen zum Teil gefährlichen Elektroschrotts werden jährlich aus Deutschland ins außereuropäische Ausland exportiert, darunter allein rund 50.000 Tonnen PC- und Fernseh-Bildschirme, die neben Metallen auch flammhemmende Bromverbindungen wie gefährliche polybromierte Diphenylether (PentaBDE) enthalten können. Selbst defekte Geräte werden zum Teil als „noch funktionstüchtig“ umdeklariert, meist nach Asien und Afrika verschifft und dort nur selten umweltgerecht recycelt.
Umweltgerechtes Recycling Fehlanzeige
„Die Studie belegt die Dimension illegaler Exporte von Elektroaltgeräten. Sie macht aber auch deutlich, dass weitere Maßnahmen zur Lösung der Probleme notwendig sind“, erklärt Bundesumweltminister Norbert Röttgen beid er Vorstellung der Studie. „Die Bundesregierung setzt sich für eine klare europäische Regelung ein, nach der ein Exporteur nachweisen muss, dass exportierte Geräte funktionstüchtig sind und es sich nicht um Abfall handelt, und dass Exporteure die Kosten von Kontrollen zu tragen haben.“ In Deutschland sollten die zuständigen Behörden verstärkt Sammelplätze sowie Exporte kontrollieren, um die Umwelt- und Gesundheitsschäden als Folge des kriminellen Handels einzudämmen.
Verwertung besser vor Ort
„Mit den alten Elektrogeräten verlassen nicht nur viele Gefahrstoffe das Land, auch kostbare Rohstoffe wie Gold, Kupfer, Platin oder Indium gehen damit für den Rohstoffkreislauf bei uns verloren.“, so UBA- Präsident Jochen Flasbarth. „So lange ein umweltgerechtes Recycling nur in Europa oder ähnlichen Regionen vertretbar und technisch zufriedenstellend möglich ist, sollten die entsprechenden Geräteteile oder Geräte dort verwertet werden. Kostbare Rohstoffe vernünftig zu recyceln, ist bei steigenden Weltmarktpreisen – gerade für viele Metalle – auch ein ökonomisches Gebot der Vernunft.“, so Flasbarth weiter.
Der UBA-Präsident sprach sich auch dafür aus, die Recycling-Standards in Asien und Afrika durch Techniktransfer weiter zu verbessern. Die Hersteller von Neugeräten seien ebenfalls gefordert, Geräte umweltverträglicher zu gestalten. Die Ergebnisse der Studie sollen an die relevanten Akteure, insbesondere die Länder, die betroffenen Bundesministerien, die Kommunalen Spitzenverbände und die Umwelt- und Wirtschaftsverbände sowie die Europäische Kommission mit der Bitte versandt werden, die für sie relevanten vorgeschlagenen Maßnahmen zu prüfen.
Unser Special zur CeBIT
(Umweltbundesamt (UBA), 05.03.2010 – NPO)