KI als Mediziner: ChatGPT könnte selbst ein notorisch schweres US-Medizinerexamen bestehen, wie eine Studie belegt. Das KI-System schaffte in diesem dreiteiligen Test für Medizinstudenten und frischgebackene Assistenzärzte zwischen 52 und 75 Prozent korrekte Antworten. Bei den meisten Durchgängen lag ChatGPT dabei über 60 Prozent – der Schwelle, ab der dieser Test als bestanden gilt. Dies galt sowohl für Multiple-Choice-Fragen wie für frei formulierte Antworttexte. Das sei beeindruckend und überraschend, so die Forschenden.
ChatGPT sorgt weltweit für Aufsehen, denn dieses lernfähige KI-System erzeugt Antworten und Texte in nie dagewesener Qualität. Selbst Experten und dafür ausgelegte Algorithmen können seine Texte kaum von menschengemachten unterscheiden. Hinter ChatGPT steckt ein neuronales Netzwerk, das an Millionen Texten aus dem Internet und anderen Quellen trainiert wurde. Auf Basis statistischer Wahrscheinlichkeiten ermittelt das lernfähige Sprachmodell, welches Wort am wahrscheinlichsten als nächstes folgt.
Das KI-System „weiß“ daher nichts über die Inhalte, es bildet nur Sprachmuster ab – und produziert dennoch erstaunlich korrekte und in sich logische Texte. Sogar überzeugende wissenschaftliche Abstracts kann ChatGPT erzeugen und redigieren.
ChatGPT im Medizinerexamen
Wie gut ChatGPT in medizinischem Fachwissen ist, haben nun Tiffany Kung vom Massachusetts General Hospital in Boston und ihre Kollegen untersucht. Für ihre Studie ließen sie den Bot das US Medical Licensing Exam (USMLE) absolvieren, einen dreiteiligen Medizinertest, den US-Medizinstudenten im zweiten Jahr, im vierten Jahr und nach ihrem Abschluss absolvieren müssen. ChatGPT bekam 376 Fragen aus dem Juni 2022 gestellt. Weil das KI-System keinen Zugang zum Internet hat und seine letzten Trainingstexte im Januar 2022 erhielt, konnte es diese Fragen nicht kennen.