Fast so isolierend wie Luft: Ein neues Material hat die geringste je bei einem anorganischen Feststoff gemessene Wärmeleitfähigkeit. Mit 0,1 Watt pro Meter und Kelvin leitet das kristalline Material die Wärme fast so schlecht wie Luft, wie das Team im Fachmagazin „Science“ berichtet. Erreicht wird dies durch eine spezielle Kristallstruktur, die die wärmeübertragenden Gitterschwingungen besonders gut abfängt und abbremst. Das könnte neue ultradünne Dämmstoffe ermöglichen.
Ob ein Material Wärme gut leitet oder nicht, hängt von seiner Struktur ab: Metalle sind dann gute Wärmeleiter, wenn ihre Elektronen frei beweglich sind und dadurch zum Wärmetransport durch das Material beitragen. Bei elektrisch nichtleitenden Feststoffen hängt die Wärmeleitfähigkeit von der Gitterstruktur ab: Je besser in ihr die wärmebedingte Bewegung von Atomen in Form von Gitterschwingungen – Phononen – weitergleitet wird, desto besser leitet das Material die Wärme.
Um möglichst effektive Dämmstoffe und Wärmeisolatoren zu entwickeln, suchen Wissenschaftler daher nach Festoffen, deren Gitterstruktur die wärmetransportierenden Phononen möglichst stark abbremst oder streut.
Strukturunterschiede als Ausbreitungs-Hürden
Ein solches Material haben Chemiker um Quinn Gibson von der University of Liverpool nun entwickelt. Ihr Ausgangspunkt waren Schichtkristalle, die aus zwei Untereinheiten mit stark unterschiedlichen Gitterstrukturen bestehen. „Unterschiede in der chemischen Bindung modifizieren die Phonon-Verbreitung drastisch und verringern den Wärmetransport – ähnlich wie es auch stark unterschiedliche Ionengrößen tun“, erklären die Wissenschaftler.