Aus den Daten erhoffen sich die Wissenschaftler auch Antworten auf wichtige Fragen der Kosmologie: Was genau spielte sich beim Urknall ab? Aus welchen Materie-, Strahlungs- und Energieformen besteht das heutige Weltall? Wie alt ist es, und wie haben sich seine Strukturen gebildet?

So ähnlich wie diese Simulation könnte Planck das junge Universum im Licht der Mikrowellen aufzeichnen. © MPA Planck Analysis Center
Inflationstheorie auf dem Prüfstand
Außerdem könnten die Messdaten dazu beitragen, die Inflationstheorie zu überprüfen. Bevor das Universum ganze zehn bis 35 Sekunden alt war, soll sich der Raum explosionsartig aufgebläht haben. Winzige Quantenfluktuationen eines diese Raumexplosion antreibenden hypothetischen Energiefelds sollten die Saat jener im Mikrowellenbereich sichtbaren Dichtefluktuationen angelegt haben, aus denen die heutigen Galaxien entstanden sind.
„Die Inflationstheorie mit ihrem Anspruch, die grundlegenden Eigenschaften unseres heutigen Kosmos komplett auf diese bizarre Expansionsepoche zurückzuführen, ist eine unglaublich anmutende Vorstellung, die unbedingt experimentell überprüft werden muss“, sagt Torsten Enßlin, Kosmologe und Manager der deutschen Planck-Beteiligung, die am Garchinger Max-Planck-Institut für Astrophysik angesiedelt ist.
Fenster in die Frühphase des Universums
Zwar mag man diese Epoche niemals direkt vermessen können, um die Inflationstheorie zu überprüfen. Doch die messbaren Temperaturfluktuationen im Mikrowellenbereich bergen Botschaften aus jenen frühesten Epochen, die sich mittels präziser Vermessung durch Planck und statistischer Datenanalyse herauslesen lassen. Aufschlussreiche Ergebnisse verspricht sich das Projekt durch die genaue Vermessung der Polarisation dieser Strahlung. Sie könnte ein fantastisches Fenster in die Frühphase des Universums eröffnen.
„Heutige Vorstellungen von den ersten Sekundenbruchteilen im Leben des Universums lassen sich durch solche präzise Polarisationsmessungen überprüfen, bestätigen oder komplett revidieren“, sagt der Garchinger Wissenschaftler.
Missions-Simulationssoftware-Paket entwickelt
Das Max-Planck-Institut für Astrophysik vertritt Deutschland im Planck-Konsortium und übernahm einen Teil der Entwicklung der Software. So wurde für die Zentren in Paris und Triest in den vergangenen zehn Jahre ein Missions-Simulationssoftware-Paket entwickelt: Diese Simulation erzeugt synthetische Datenströme, die den echten des Satelliten gleichen. Allerdings kennt man für sie die genauen Eigenschaften jenes Universums, das sie hervorgebracht haben könnte. Somit ermöglicht diese Software ein Testen und Optimieren der Datenverarbeitung – und die ist recht komplex.
„Nach der Überprüfung der täglich vom Satelliten zur Erde gefunkten Daten und ihrer Kalibration werden für die neun Frequenzbänder der Instrumente individuelle Himmelskarten erzeugt. Dies geschieht je nach Wellenlängenbereich in unterschiedlichen Datenverarbeitungszentren“, sagt Wolfgang Hovest, Softwareentwickler in der Garchinger Planck-Gruppe. In den beiden Prozessierungszentren in Paris und Triest werden diese Karten anschließend in unterschiedliche Quellen wie galaktische Radiostrahlung, Staubstrahlung und kosmische Mikrowellenstrahlung umgewandelt.
Untersuchung von Galaxienhaufen geplant
Für die Koordination der komplexen Datenverarbeitungsprozesse entwickelte das Planck-Team zudem eine Datenbank-gestützte grafische Workflow Engine, den Planck Process Coordinator (kurz ProC genannt). Dieser ist ein wesentlicher Bestandteil der Software-Infrastruktur des Projekts. Der ProC wird zur Konstruktion, Ausführung und Überwachung der Datenanalyseschritte benötigt.
Mit Simulationspaket und Prozesskoordinator steuert das Max-Planck-Institut für Astrophysik wesentliche Komponenten zur Planck-Mission bei. Es wird sich aber auch intensiv an der wissenschaftlichen Auswertung der Daten beteiligen. Neben den im Mittelpunkt stehenden kosmologischen Ergebnissen wird es dabei auch um astrophysikalische Objekte im engeren Sinne gehen – etwa um die Untersuchung von Galaxienhaufen oder um aktive galaktische Kerne.
Start vom Weltraumbahnhof Kourou
Planck wird zusammen mit dem Herschel-Satelliten mit einer Ariane-5-Rakete vom ESA-Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana (Südamerika) gestartet werden. Voraussichtlicher Termin ist der 16. April 2009. Der Transfer zum zweiten Lagrange-Punkt des Sonne-/Erde-Systems wird etwa drei Monate dauern.
Es sind zwei Himmelsdurchmusterungen zu je sechs Monaten geplant. Eine längere Laufzeit mit bis zu vier Durchmusterungen könnte je nach Kühlmittelverbrauch (Helium-3) möglich sein.
(MPG, 03.02.2009 – DLO)
3. Februar 2009