Umwelt

CSI-Methoden können Herkunft von gefangenem Fisch klären

Neuartige Gentests helfen, der illegalen Fischerei einen Riegel vorzuschieben

Hecktrawler © Wladyslaw

Was heute schon Verbrecher überführt, soll künftig auch der illegalen Fischerei einen Riegel vorschieben: Ein neuartiger Gentest ermöglicht es, relativ schnell, einfach und günstig falsch etikettierte Fische zu identifizieren. Der Test, der von einem internationalen Forscherteam entwickelt wurde, verrät, ob ein Fisch tatsächlich in der auf dem Etikett angegebenen Region gefangen wurde. Dabei lassen sich selbst recht nah beieinander liegende Gebiete mit einer hohen Treffsicherheit erkennen, wie die Forscher am Beispiel von Kabeljau, Hering, Seezunge und Seehecht zeigen konnten. Die illegale Fischerei verursache nicht nur jedes Jahr Milliardenschäden, sondern sei auch ein großes Problem für den Artenschutz, berichten die Wissenschaftler um Einar Nielsen von der Technischen Universität von Dänemark in Silkeborg im Fachblatt „Nature Communications“.

Zwischen 20 und 25 Prozent aller Fische, die weltweit gefangen werden, sind „illegal, unreported and unregulated“, kurz IUU. Dass bedeutet, dass die Verantwortlichen entweder nicht die entsprechenden Lizenzen besitzen, die jeweilige Fangquote überschreiten oder ihren Fang nicht korrekt melden. Im Jahr 2020 wird diese IUU-Fischerei allein in Europa Kosten von bis zu 10 Milliarden Euro verursachen, schätzen Experten. Zudem gefährdet der illegale Fang massiv die Bestände vieler beliebter Speisefische.

Keine objektive Prüfung für Etiketten und Label möglich

Um diesen Problemen zu begegnen, muss jeder Fisch, der in der EU verkauft wird, seit dem vergangenen Jahr ein Etikett mit Herkunft und Artbezeichnung tragen. Auch haben verschiedene Organisationen Öko-Label eingeführt, die dem Verbraucher helfen sollen, Fische aus nachhaltiger Fischerei auszuwählen. Allerdings gebe es keine objektive, zuverlässige Möglichkeit, die Informationen auf den Etiketten zu kontrollieren, monieren die Forscher. Viele Methoden seien beispielsweise bei verarbeiteten Produkten nicht mehr anzuwenden. Und DNA-Tests, die prinzipiell in jeder Stufe der Verarbeitungskette vom Fangnetz bis zum Teller eingesetzt werden können, sind nicht genau genug, um unterschiedliche Herkunftsgebiete zweifelsfrei anzuzeigen.

Daher suchte das Team im Rahmen des EU-finanzierten Projekts FishPopTrace nach neuen Ansätzen für solche Erbguttests. Ihre Idee: In den verschiedenen Lebensräumen der Fische herrschen leicht unterschiedliche Bedingungen – Wassertemperatur, Nahrungsangebot, Salzgehalt und ähnliches -, die auf Dauer zu einer unterschiedlichen Entwicklung der verschiedenen Fischpopulationen führen. Das sollte sich auch in den Genen widerspiegeln, lautete die Arbeitshypothese. Um das zu testen, untersuchten die Wissenschaftler eine ganze Reihe von Proben vier sehr beliebter Fischarten aus jeweils unterschiedlichen Fanggebieten: Kabeljau, Atlantischer Hering, Seezunge und Hechtdorsch, auch europäischer Seehecht genannt.

Nordsee oder Nordatlantik?

In allen Fällen fanden sie Gene, die abhängig von der Herkunft des jeweiligen Fisches bestimmte Besonderheiten zeigten. Daraus entwickelten sie anschließend einen Test inklusive einer neu angelegten Datenbank, mit dem sie mit einer 93- bis 100- prozentigen Trefferquote die Herkunft eines Fisches bestimmen konnten. Auf diese Weise gelang es ihnen beispielsweise, Heringe aus der Nordsee von deren Artgenossen aus dem Nordatlantik zu unterscheiden. Auch ließ sich prüfen, ob eine Seezunge tatsächlich wie angegeben aus der Irischen See stammte oder etwas weiter südlich vor der belgischen Küste gefangen wurde, wo eigentlich ein Fangverbot herrscht.

Das Testsystem sei nicht nur sehr zuverlässig, sondern auch sehr flexibel und könne problemlos an verschiedene Fragestellungen angepasst werden, schreiben die Forscher. Sie hoffen, damit ein Werkzeug geschaffen zu haben, mit dem sich auf Dauer der Umweltkriminalität auf den Meeren effektiv begegnen lässt.

(doi: 10.1038/ncomms1845)

(Nature Communications, 23.05.2012 – ILB)

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