„Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm holen“ – diesem Ziel hat das Science Center in Heilbronn nun ein weiteres Angebot gewidmet: Das Forum ermöglicht es den Besuchern, sich an Diskussionen und Entwicklungen in der Wissenschaft zu beteiligen. Dazu werden aktuelle Themen vorgestellt – inklusive der Möglichkeit zum Meinungsaustausch. Zudem kann man im Forum eine Laufbahn als Bürgerwissenschaftler starten: Das Portal präsentiert Citizen-Science-Projekte.
Unverständlich und befremdlich – so nehmen viele Menschen Wissenschaft und Technik wahr. Diesem problematischen Image stemmen sich bereits seit einiger Zeit die „Museen der besonderen Art“ entgegen: Bei den Science Centern können die Besucher Wissenschaft und Technik spielerisch kennenlernen und buchstäblich begreifen. Dieses Konzept avancierte auch in Heilbronn zum großen Erfolg. Nach einem großzügigen Ausbau hat die experimenta im Frühjahr 2019 als größtes Science Center Deutschlands wiedereröffnet. Die Wissens- und Erlebniswelt glänzt jetzt mit 275 interaktiven Exponaten, dem Science Dome mit seinen spektakulären Wissenschafts-Shows, einer Sternwarte sowie Kreativstudios und Laboren.
Hier kann sich jeder persönlich einbringen
Die experimenta hat ihr Angebot nun noch um eine weitere Komponente bereichert: Das Forum vermittelt dabei die Botschaft „Du bist Wissenschaft!“ „Es handelt sich um einen lichtdurchfluteten Raum, in dem die Besucher ein besonderes Angebot erwartet“, sagt Viola Hoffmann von der experimenta, die für das neue Format zuständig ist. Wie sie erklärt, werden im Forum aktuelle Themen aus vielen Bereichen von Wissenschaft und Forschung präsentiert und die Besucher können sich mit ihnen interaktiv auseinandersetzen – sie können Fragen stellen, diskutieren und sich gestalterisch betätigen.
„Das Forum ist ab neun Uhr morgens geöffnet und ab Mittag steht zudem immer ein Mitarbeiter als Ansprech- oder Diskussionspartner zur Verfügung“, sagt Hoffmann. Denn neben den medialen Angeboten, die durch Terminals vermittelt werden, lädt das Forum auch jeden dazu ein, mit anderen interessierten Besuchern oder dem jeweiligen Betreuer persönlich ins Gespräch zu kommen. „Momentan steht die Diskussion um den Klimawandel beziehungsweise die Bewegung ‚Fridays For Future‘ im Fokus“, sagt Hoffmann.
Informiere dich und sag deine Meinung!
Wer am Austausch teilnehmen will, sollte sich natürlich zunächst einmal eine fundierte Meinung bilden. Zu vielen aktuellen Themen bietet das Forum dazu an verschiedenen Stationen verständlich und kreativ aufbereitete Informationen. Auch Videos und weitere Darstellungsformen sorgen für Aha-Momente. „Wer es eher traditionell schätzt, findet darüber hinaus in einer Bibliothek eine Auswahl an wissenschaftlichen Zeitschriften sowie Sitzgelegenheiten zum Lesen“, sagt Hoffmann. Zur Informationsvermittlung dient zudem ein weithin sichtbarer Newsticker, der die neuesten Nachrichten aus Wissenschaft und Forschung präsentiert. „Im Forum haben wir die Möglichkeit, neben unseren Dauerausstellungen auch aktuelle Entwicklungen und Nachrichten im Bereich Wissenschaft zu vermitteln und als Diskussionsstoff aufzugreifen“, sagt Hoffmann.
Ein besonderes Highlight unter den Stationen im Forum bildet das sogenannte Zukunftslabor: Es handelt sich um einen interaktiven Bildschirmtisch, der eine virtuelle Stadt von oben zeigt. Besucher können hier ein Fahrzeug durch Straßen manövrieren. Dabei entdecken sie Orte, die mit teils kontroversen Themen verbunden sind. Hier können sich die Nutzer informieren und eigene Ansichten und Aussagen formulieren und für andere sichtbar machen. „Ihren Senf“ können die Besucher auch an zwei weiteren Stationen abgegeben. „Die persönliche Meinung wird dabei auf eine Karte gedruckt und an eine gelbe Wand geklebt – je nach Wunsch sogar mit Foto“, sagt Hoffmann. So entsteht im Forum ein Meinungsschatz, durch den man stöbern kann und der zum Diskutieren anregt.
Portal für Bürgerwissenschaftler
Im Fokus der sogenannten Welterforscher-Stationen steht ein weiteres Kernthema des Forums: Citizen Science. Es handelt sich dabei um Projekte, an denen engagierte Menschen auf verschiedene Weise teilnehmen können. Beispielsweise kann es darum gehen, Insekten oder Vögel im heimischen Umfeld zu zählen oder Bau-, Kultur- und Naturdenkmäler zu dokumentieren. An den Welterforscher-Stationen werden den Besuchern solche nationalen und internationalen Citizen-Science-Initiativen präsentiert. „Einige dieser Projekte haben ihre eigenen Smartphone Apps. Was sie bieten und wie sie funktionieren, können die Betreuer des Forums interessierten Besuchern auf einem Präsentations-Handy zeigen“, sagt Katrin Hille von der experimenta.
Wie sie erklärt, ist auch geplant, das Forum als eine Plattform für Präsentationen zu nutzen. „Organisatoren könnten ihre Projekte bei uns persönlich vorstellen – wir können dazu im Forum die entsprechenden Präsentationsmöglichkeiten und Sitzkapazitäten bieten. Beispielsweise könnten auch Schüler das Forum nutzen, um ihr Talent für die Präsentation von Wissen zu zeigen“, so Hille. Wie sie erklärt, soll das Format flexibel bleiben: „Neudeutsch bezeichnet man den Start unseres Forums als Soft Opening – wir wollen sehen, welche Aspekte gut ankommen und das Angebot dann entsprechend anpassen“. Man darf also gespannt sein, was sich aus der neuen dialogorientierten Komponente des Heilbronner Science Centers entwickeln wird.