Nach zwei Jahren Planungs- und Bauzeit ist es soweit: Ein neues Datenkabel, das sich 100 Kilometer lang durch die chilenische Atacamawüste zieht, bindet das Paranal-Observatorium und das Observatorio Cerro Armazones ans schnelle Internet an und eröffnet den Forschern damit völlig neue Möglichkeiten.
Statt Bilddaten wie bisher häufig geschehen erst Wochen später – etwa per Festplatte im Handgepäck – mit nach Hause zu bringen, können sie von überall her fast in Echtzeit darauf zugreifen. So verpassen die Astronomen kein wichtiges Ereignis mehr und sparen sich so manche Reise um die halbe Welt.
EVALSO-Projekt
Das neue Kabel ist Teil des EVALSO-Projektes (Enabling Virtual Access to Latin American Southern Observatories). An EVALSO sind die Europäische Südsternwarte (ESO), das Observatorio Cerro Armazones (OCA) der Ruhr-Universität Bochum, das chilenische akademische Netzwerk REUNA und weitere Organisationen beteiligt. Zusätzlich zu dem neuen Kabel wurden für das EVALSO-Projekt Nutzungsmöglichkeiten für bereits existierende Infrastruktur eingekauft. Das Ergebnis ist eine extrem schnelle Datenverbindung zwischen dem Paranal und dem ESO-Hauptquartier in Garching bei München.
Die Standorte Paranal und Armazones sind aufgrund ihrer Höhe über dem Meeresspiegel und dem klaren Himmel fernab der Lichtverschmutzung größerer Städte ideal für astronomische Beobachtungen. Ihre Abgeschiedenheit bedeutet aber auch, dass sie weit weg von bereits existierender Kommunikations-Infrastruktur liegen. Bis zur Fertigstellung der Kabelverbindung waren die beiden Observatorien von einer Mikrowellen- Funkverbindung zu einer Basisstation in der Nähe von Antofagasta abhängig, wenn es galt, wissenschaftliche Daten zu versenden.