Zu klein für das bloße Auge: Ein Filmemacher hat mit Hilfe von Forschern den kleinsten Stop-Motion-Film der Welt produziert. Aufgenommen wurde dieser Film in einem Rasterelektronenmikroskop, denn die per Nano-3D-Druck hergestellten Figuren sind nur 300 Mikrometer hoch. Um sie zu animieren, bewegten die Forscher sie mithilfe von Mikrorobotern in der Vakuumkammer des Mikroskops.
In Technik und Forschung geht der Trend zur immer größeren Miniaturisierung. Dank neuer Methoden können inzwischen Bauteile im Nanomaßstab hergestellt und mittels Elektronenmikroskop und Co sichtbar gemacht werden. Um die Fähigkeiten dieser Verfahren auf spielerische Weise zu demonstrieren, haben Wissenschaftler bereits Autorennen im Nanomaßstab absolviert oder die kleinste Mona Lisa der Welt konstruiert.
Daumenkino mit 300 Mikrometer kleinen Figuren
Jetzt präsentiert der Filmemacher Tibo Pinsard gemeinsam mit einem Forscherteam den ersten Stop-Motion-Film im Mikromaßstab – den kleinsten auf diese Weise produzierten Film der Welt. Bei dieser Filmtechnik entsteht die Bewegung der Figuren, indem man sie wieder und wieder leicht in ihrer Position verschiebt und jedes Mal ein Video-Frame aufnimmt. Kombiniert ergeben die Aufnahmen eine Art dreidimensionales „Daumenkino“ – den Stop-Motion-Film.
Im Falle der neuen Mikro-Version dieser Filmtechnik sind die Figuren nur 300 Mikrometer groß – und damit für das menschliche Auge kaum noch sichtbar. Sie wurden von Forschern der Freien Universität Brüssel mithilfe eines Zwei-Photonen-Nanodruckers hergestellt. Diese Technik erlaubte es, die winzigen menschlichen Figuren in verschiedenen Körperhaltungen als 3D-Objekte auszudrucken.
„Drehort“ Elektronenmikroskop
Um den Film aufzuzeichnen, nutzten Pinsard und die Forscher ein Rasterelektronenmikroskop. Bei diesem tastet ein Elektronenstrahl die Objekte ab und erzeugt eine stark vergrößerte Graustufenansicht davon. Die Proben befinden sich dabei in einer kleinen Vakuumkammer. Für die Stop-Motion-Animation musste das Team die Figuren daher mithilfe eines Mikroroboters in ihre jeweils neuen Positionen bringen.
Das Ergebnis ist der Film „Stardust Odyssey“, der nun als kleinster Stop-Motion-Film der Welt ins Guinness Buch der Rekorde eingeht. Seine ungewöhnliche Entstehungsweise sieht man ihm auf den ersten Blick nicht an. Schaut man jedoch genauer hin, erkannt man unter anderem auffallende Halo-Effekte, die durch ladungsbedingte Verzerrungen des Elektronenstrahls zustande gekommen sind.
Quelle: Université Libre de Bruxelles, Tibo Pinsard