Glas – egal ob aus Quarzsand oder metallisch – ist per Definition amorph. Jetzt aber haben Forscher erstmals entdeckt, dass metallische Gläser sehr wohl eine zugrundeliegende Struktur besitzen. Wie sie in „Science“ berichten, bilden sie unter extremem Druck einen hochgradig geordneten Einkristall, der auf eine bereits vorher im Glas existierende Grundordnung der Atome hindeutet. Die neue Erkenntnis ermöglicht nicht nur die Entwicklung neuer Materialien, sie gibt auch wichtige Einblicke in diese für Diebstahlsicherungs-Etiketten und andere Alltagsgegenstände verwendete Materialgruppe.
Glas ist per Definition die amorphe, erstarrte Schmelze beispielsweise von Quarzsanden. Statt eines ordentlichen Kristallgitters bildet das Siliziumdioxid im Glas eher ein unregelmäßiges Verbindungsgewebe. Ähnliches gilt auch für die so genannten metallischen Gläser, die statt aus Qaurzsand aus Metalllegierungen wie Cer und Aluminium bestehen. Wenn die sehr unterschiedlich großen Atome dieser beide Metalle im Verhältnis 3:1 gemischt und geschmolzen werden, bildet sich statt eines normalen Metalls ein Metallglas. Solche sehr widerstandsfähigen und magnetischen Materialien werden beispielsweise in den Schutzetiketten der Diebstahlsicherung bei DVDs und anderen Objekten eingesetzt.
„Die Struktur von Glas ist noch immer rätselhaft”, erklärt Qiaoshi (Charles) Zeng von der chinesischen Zhejiang Universität. „Wir wissen wenig darüber, obwohl wir es dauernd nutzen. Und es nicht gerade einfach, die Struktur von Glas mit normalen Methoden zu untersuchen.“ Gemeinsam mit Kollegen mehrerer amerikanischer Universitäten und Forschungseinrichtungen hat Zeng nun fast schon zufällig eine überraschende Erkenntnis über die Struktur metallischer Gläser gewonnen.

Umwandlung zu geordnetem Einkristall
Eigentlich wollten die Forscher nur herausfinden, wie sich Metallglas unter extremen Bedingungen verhält. Dafür platzierten sie unter anderem einen rund einen Zentimeter langen aber ultradünnen Streifen Cer-Aluminium-Glas zwischen zwei Diamantspitzen und setzten es dem Druck von 250.000 Bar aus. Unter dem gewaltigen Druck veränderte sich der Zustand des Glases am jeweiligen Druckpunkt abrupt: