Von Vögeln abgeschaut: Bisher war unklar, welche aerodynamischen Effekte die Flügel-Deckfedern von Vögeln haben. Doch jetzt zeigt sich: Ihr Prinzip könnte Flugzeuge künftig sicherer machen. Denn diese nur passiv vom Luftstrom bewegten Federn erhöhen den Auftrieb und verhindern den Strömungsabriss bei steilen Fluglagen, wie Experimente im Windkanal belegen. Bei Modellflugzeugen verzögerten schon simple Deckfeder-Nachbildungen aus Plastiklamellen den „Stall“ und erhöhten den Auftrieb um 45 Prozent – ohne Energieaufwand oder zusätzliche Steuertechnik, wie das Team berichtet.
Ob Lilienthals Gleiter, da Vincis Ornithopter oder die ersten Motorflugzeuge: Schon die Pioniere der Luftfahrt schauten sich ihre Technik von den aerodynamischen Prinzipien der Vogelflügel ab – und dieses Vorbild ist bis heute maßgeblich. Davon zeugen beispielsweise die Form der Tragflächen, die ausfahrbaren Landeklappen oder die erst in jüngster Zeit ergänzten „Winglets“ an den Flügelenden: Sie alle finden sich in ähnlicher Form auch bei Vögeln.
Wozu sind die Deckfedern gut?
Doch es gibt ein Merkmal der Vogelflügel, dessen genaue Funktion bisher ungeklärt blieb: die Deckfedern. Diese bedecken den vorderen Teil der Flügelober- und -unterseite und nehmen nicht aktiv an der Flugbewegung teil. Doch bei bestimmten Manövern werden dieser Federn passiv durch die Luftströmung aufgerichtet: „Bei einigen dieser Federreihen wurde beobachtet, dass sie sich während des Fluges aufstellen können, vor allem in Reaktion auf Luftstöße oder bei der Landung“, erklären Girguis Sedky und seine Kollegen von der Princeton University.
Um herauszufinden, ob die Deckfedern der Vogelflügel eine aerodynamische Funktion haben und welche, haben Sedky und sein Team dies im Windkanal untersucht. Dafür erstellten sie mehrere Modelle von Tragflächen, auf denen sie eine oder mehrere bewegliche, dünne Plastiklamellen einseitig an verschiedenen Positionen befestigten. Wie die Deckfedern konnte diese Nachbildungen passiv auf Luftströmungen reagieren und sich aufstellen oder anlegen.