Glas mal anders: Wenn sich Bakterien unter kontrollierten Bedingungen stark vermehren und dadurch dicht gepackt vorliegen, können sie sich irgendwann kaum noch bewegen und erstarren. Wie Forschende jetzt herausgefunden haben, entsteht durch dieses Erstarren ein besonderer Feststoff, der kolloidem Glas ähnelt. In Zukunft könnten auf Basis dieses Phänomens neuartige Materialien entwickelt werden, wie das Forschungsteam berichtet.
Wenn wir in unserem Alltag von Glas sprechen, meinen wir meist Fensterscheiben, Spiegel oder Getränke- beziehungsweise Brillengläser. Chemisch betrachtet ist Glas jedoch ein Materialzustand zwischen Feststoff und Flüssigkeit, der von vielerlei Substanzen angenommen werden kann – nicht nur von Quarzsand und Co. wie im Falle der Gläser unseres Alltags. Von außen betrachtet wirkt Glas fest, doch in seinem Inneren „fließt“ dieses amorphe, erstarrte Gebilde, weil es anders als die meisten Feststoffe nicht von einem kristallinen Gitter gestützt wird.
Dieser Definition folgend kann zum Beispiel auch eintrocknende Tinte einen glasartigen Zustand annehmen. Da es sich bei Tinte um eine kolloide Flüssigkeit mit schwebenden Partikeln – den winzigen Tintenbläschen – handelt, deren Bewegungsfreiheit durch das Eintrocknen stark eingeschränkt wird, spricht man auch von kolloidem Glas.
Bakterien in Massenhaltung…
Doch womöglich sind „tote“ Materialien wie Tinte nicht die einzigen Kandidaten für kolloides Glas: Bereits vor über zehn Jahren konnte Kazumasa Takeuchi von der Universität Tokio in einem Experiment beobachten, wie sich Bakterienpopulationen mit zunehmender Dichte auf einmal nicht mehr bewegten und damit zumindest auf den ersten Blick glasähnlich erstarrt erschienen.