Bereits mehr als jede zehnte in Deutschland verbrauchte Kilowattstunde Strom stammte 2009 aus regenerativen Quellen: Dies belegen neue Zahlen, die der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) jetzt in Berlin vorgestellt hat. Danach waren die Erneuerbaren Energien auch im vergangenen Jahr deutlich auf Wachstumskurs: Die Energiebereitstellung stieg gegenüber dem Vorjahr um 10,8 Milliarden Kilowattstunden.
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Die Erneuerbaren Energien erreichten laut dem BEE damit nicht nur einen Anteil am Endenergieverbrauch von insgesamt 10,6 Prozent – 2008: 9,5 Prozent –, sie haben allein im vergangenen Jahr auch rund 111 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent vermieden und damit die Volkswirtschaft um 7,9 Milliarden Euro externer Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden entlastet.
Hemmnisse abbauen
„Trotz der schwierigen Bedingungen durch die weltweite Wirtschaftskrise haben die Unternehmen der Branche investiert und den Anteil der Erneuerbaren Energien weiter erhöht. Das bedeutet einen hohen Nutzen für Arbeitsmarkt, Klimaschutz und Volkswirtschaft. Diese positive Gesamtentwicklung muss die Politik in Bund und Ländern jetzt weiter vorantreiben und bestehende Hemmnisse abbauen“, erklärte BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann bei der Veröffentlichung der Zahlen.
Wärmesektor als Wachstumsbereich
Besonders stark haben die Erneuerbaren Energien danach im Wärmesektor zugelegt. Hier stieg ihr Anteil auf 9,6 Prozent gegenüber 7,9 Prozent im Vorjahr. Das entspricht einer Zunahme in der Wärmeerzeugung von 110,7 auf 125,3 Milliarden Kilowattstunden (kWh).
„Die Zahlen zur Erneuerbaren Wärme sind zunächst einmal sehr erfreulich. Doch sie täuschen über eine gefährliche Trendwende hinweg: Im zweiten Halbjahr 2009 ist der Absatz von Anlagen der regenerativen Wärmeerzeugung regelrecht eingebrochen“, sagt Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe und Sprecher der AG Wärme im BEE. Die Politik müsse deshalb für den Wärmemarkt dringend zusätzliche Anstrengungen unternehmen.
„Gemeinsam mit der deutschen Heizungswirtschaft fordern wir die Bundesregierung auf, die Erneuerungsquote von Heizungsanlagen durch geeignete Maßnahmen mindestens zu verdoppeln und ausreichend finanzielle Anreize für den Einbau regenerativer Heizsysteme zu bieten“, so Stawiarski weiter. Dafür müssten unter anderem wirksame Energiestandards geschaffen, das Marktanreizprogramm deutlich aufgestockt und eine Informationskampagne gestartet werden.
Flaute beim Wind
Wegen stark unterdurchschnittlicher Windverhältnisse blieb die insgesamt regenerativ erzeugte Strommenge im Jahr 2009 laut dem BEE mit 93,3 Milliarden kWh etwa auf gleichem Niveau wie 2008. Der relative Anteil stieg wegen des gesunkenen Stromverbrauchs dennoch auf 16,1 Prozent (2008: 15,1 Prozent). Die installierte Leistung in den Bereichen Wind, Sonne, Wasser, Bioenergie und Geothermie erhöhte sich nach Angaben des Verbandes 2009 zusammengenommen um rund 5.400 Megawatt (MW).
„Damit liegt der Ausbau der Erzeugungskapazitäten voll im Plan unserer Branchenprognose“, konstatierte BEE-Geschäftsführer Klusmann. Diese gehe davon aus, dass die Erneuerbaren Energien 2020 bereits 47 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland decken. „Eine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke ist daher ebenso wie der Bau zusätzlicher Kohlekraftwerke nicht nur unnötig, sondern in erheblichem Maße kontraproduktiv.“
Ebenso trage die geplante Kürzung der Vergütung für Solarstrom zur Verunsicherung der gesamten Erneuerbaren-Branche bei. Sie stelle die Investitionssicherheit massiv in Frage. „Wir appellieren daher an Regierung und Parlament, Kürzungen mit Augenmaß vorzunehmen und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Solarunternehmen nicht aufs Spiel zu setzen“, sagte Klusmann.
Einsatz von Biokraftstoffen rückläufig
Im Verkehrssektor hat sich 2009 die schlechte Entwicklung des Vorjahres fortgesetzt. Der Einsatz von Biokraftstoffen war weiter rückläufig, so dass nur noch ein Anteil von 5,4 Prozent Erneuerbarer Energie im Verkehrssektor genutzt wurde. Das entspricht einer Energiemenge von 33,8 Milliarden kWh (2008: 36,7 Milliarden kWh).
Dazu Klusmann: „Unsere Warnungen haben sich im Verkehrssektor leider vollständig bewahrheitet. Die kurzfristige Verschlechterung der politischen Rahmenbedingungen hat innovative Unternehmen der deutschen Biokraftstoffbranche in die Insolvenz getrieben und im Gegenzug den Anteil fossilen Öls im Verkehr wieder erhöht.“
Der notwendige Neustart in der Biokraftstoffpolitik stehe nach wie vor aus. Von der im Koalitionsvertrag von Union und FDP versprochenen schnellen Wiederbelebung des Reinkraftstoffmarktes sei bisher noch nichts zu erkennen. „Den aufgeschriebenen Worten müssen jetzt Taten folgen, um auch im Verkehrssektor die Energiewende voranzutreiben“, verlangte Klusmann.
(Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), 22.02.2010 – DLO)