Noch immer kontaminiert: Erneut hat ein Test von Greenpeace Schadstoffe in Outdoor-Kleidung bekannter Marken nachgewiesen. Nur in vier von 40 getesteten Jacken, Hosen, Schlafsäcken und Co wurden keine perfluorierten Kohlenwasserstoffe festgestellt. In mehreren Outdoor-Produkten wurden hohe Konzentrationen der besonders gefährlichen Perfluoroktansäure gefunden, wie die Umweltorganisation berichtet.
Schon länger ist bekannt, dass viele Textilien, darunter auch Kindermode und vor allem Funktionskleidung Schadstoffe enthalten. Denn um die Jacken, Hosen, Zelte oder Handschuhe wasserabweisend zu machen, werden die Funktionstextilien mit perfluorierte Chemikalien (PFC) imprägniert. Doch diese in der Natur nicht existierenden Fluorverbindungen können in der Umwelt kaum abgebaut werden und können auch dem menschlichen Organismus schaden. So stellen stellen für eine Reihe von PFC einen Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen und Immunstörungen her.
Doch das tut dem breiten Einsatz dieser Umweltchemikalien offenbar keinen Abbruch. Bereits 2013 enthüllte ein Test der Umweltorganisation Greenpeace, dass Outdoor-Jacken und Handschuhe von führenden Marken teilweise hohe Konzentrationen von PFCs enthalten. 2015 zeigte eine Studie, dass die perfluorierten Chemikalien aus unseren Produkten inzwischen selbst in entlegensten Bergregionen in der Umwelt nachweisbar sind.
Nur 4 von 40 waren PFC-frei
Jetzt hat Greenpeace erneut 40 Produkte aus 19 Ländern auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) testen lassen. Untersucht wurden Jacken, Hosen, Schuhe, Zelte, Rucksäcke, Schlafsäcke, Handschuhe und ein Kletterseil bekannter Outdoor-Marken wie The North Face, Mammut, Columbia und Haglöfs.
Das Ergebnis: 36 von 40 Outdoor-Produkten enthielten teilweise hohe Konzentrationen an PFC, nur vier Produkte waren schadstofffrei. Bei den meisten Jacken, Schuhen und Hosen ist der PFC-Gehalt seit dem letzten Test gleich geblieben. „Dies sind enttäuschende Ergebnisse für Outdoor-Liebhaber, die sich ihre Ausrüstung sauber und umweltfreundlich wünschen“, sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. „Die Outdoor-Branche setzt weiterhin Schadstoffe ein, von denen sich einige in der Natur anreichern oder sogar krebserregend wirken können.“
Potenziell krebserregende Chemikalie im Schlafsack
Bedenklich auch: Elf der getesteten Produkte enthielten die besonders gesundheitsschädliche Perfluoroktansäure (PFOA) in hohen Konzentrationen. Die höchsten PFOA-Werte wurden in einem Schlafsack von The North Face, einer Hose von Jack Wolfskin, Schuhen von Haglöfs und Mammut und einem Mammut-Rucksack ermittelt. In dem Schlafsack von The North Face steckten 7,1 Mikrogramm pro Quadratmeter PFOA.
Von der Perfluoroktansäure ist bekannt, dass sie im Tierversuch Krebs auslösen kann und bei Kindern im Mutterleib zu späterem Übergewicht beitragen kann. In Norwegen gilt deshalb ein Grenzwert von einem Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter – den hat der North Face-Schlafsack um das Siebenfache überschritten. Greenpeace fordert nun von der EU, europaweit einen ähnlichen Grenzwert einzuführen.
Es gibt Alternativen
Die Analysen ergaben aber auch, dass einige Hersteller bereits reagiert haben – wenn auch nur halbherzig. Denn sie setzen zwar keine langkettigen PFC wie Perfluoroktansäure mehr ein, haben diese aber durch kurzkettigere, leicht flüchtige Fluorchemikalien ersetzt. Diese Chemikalien werden in höheren Konzentrationen verwendet, verteilen sich noch leichter in der Umwelt und können aus Textilien ausgasen, wie Greenpeace berichtet. Einige von diesen Ersatzstoffen können zudem zu Perfluoroktansäure abgebaut werden.
„Vor dem Kauf sollten Verbraucher prüfen, ob sie Outdoor-Ausrüstung für einen Gipfelsturm oder Spaziergang benötigen“, sagt Santen. „Für die meisten Anwendungen gibt es PFC-freie Alternativen.“ Wetterfest und PFC-frei sind beispielsweise Textilien aus Polyester und Polyurethan, wie der Chemie-Experte erklärt. Marken wie Fjällräven, Paramo, Pyua, Rotauf und R’adys bieten derartige Funktionskleidung an.
Die Ergebnisse des Outdoor-Reports 2016 können Sie bei hier Greenpeace herunterladen.
(Greenpeace, 25.01.2016 – NPO)