Ein Garten im ewigen Eis: Die Polarforscher der deutschen Antarktisstation Neumayer III freuen sich über ihren ersten selbstgezogenen Salat. Sie haben die erste Ernte aus dem Versuchsgewächshaus EDEN-ISS eingebracht. Die in einem Container auf dem Eis stehende Anlage soll Anbaumethoden und Technologien testen, die später auch auf dem Mond oder Mars zum Pflanzenanbau genutzt werden können.
Wenn in Zukunft Menschen auf dem Mond und Mars leben sollen, müssen sie sich zumindest zum Teil selbst versorgen können. Vor allem der Anbau von Pflanzen in speziellen Gewächshäusern gilt als wichtige Voraussetzung für künftige Weltraumkolonien. Schon jetzt experimentieren Forscher dafür mit Pflanzenzucht-Boxen auf der Internationalen Raumstation ISS, aber auch mit Anbautechniken, die das Wachstum von Pflanzen auf Marsboden ermöglichen.
Drei Kilo Salat, Gurken und Radieschen
Ein Testlabor für den Pflanzenanbau unter Extrembedingungen steht seit einigen Monaten rund 400 Meter von der deutschen Antarktisstation Neumayer III entfernt auf dem Eis. In dem Versuchsgewächshaus EDEN-ISS testen Polarforscher im Rahmen ihrer Überwinterungsmission Anbaumethoden und geeignete Pflanzen. Während draußen der antarktische Winter beginnt und die Temperaturen auf Werte unter minus 20 Grad fallen, sind nun die ersten Früchte reif.
Paul Zabel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat in den letzten Tagen bereits einiges geerntet. 3,6 Kilogramm Salat, 70 Radieschen und 18 Gurken brachte die erste Ernte. Für die zehn Überwinterer der Neumayer-Station ist das eine willkommene Bereicherung ihres Speiseplans, denn das Gemüse der letzten Vorratslieferung ist aufgebraucht. „Es war etwas Besonderes, den ersten frischen Salat der Antarktis vor Augen zu haben“, sagt Stationsleiter Bernhard Gropp „Er hat geschmeckt, als hätten wir ihn frisch im Garten geerntet.“
Testbed für die Raumfahrt
Bis es zu dieser ersten Ernte kam, mussten die Forscher allerdings einige Hürden überwinden. „Nachdem die Saat Mitte Februar ausgebracht war, hatte ich mit einigen unerwarteten Problemen zu kämpfen, wie kleineren Systemausfällen und dem stärksten Sturm seit mehr als einem Jahr“, erklärt Ingenieur und Antarktis-Gärtner Zabel. „Glücklicherweise ließen sich all diese Dinge beheben und überstehen.“
Mittlerweile wachsen alle geplanten Pflanzen im Gewächshaus, darunter Radieschen, verschiedene Salate, Tomaten, Gurken, Paprika sowie Gewürze wie Basilikum, Petersilie, Schnittlauch und Koriander. Auch die Aussaat von Erdbeeren ist im Mai geplant. Ab dann erwarten die DLR-Forscher den vollen Betrieb des Container-Gewächshauses. Pro Woche sollen die Polarforscher dort rund vier bis fünf Kilogramm Frischgemüse ernten können.
„Wir haben in den letzten Wochen vieles über die autarke Pflanzenzucht gelernt, es zeigt sich, dass die Antarktis ein ideales Testfeld für unsere Forschung ist“, sagt Projektleiter Daniel Schubert. Was nun den Speiseteller der Überwinterer bereichert, könnte zukünftig auch Astronauten auf Mond und Mars mit frischer Nahrung versorgen.
(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 06.04.2018 – NPO)