Forscher haben erstmals direkt beobachtet, wie Wassermoleküle und ihre Wasserstoffbrückenbindungen auf Energiezufuhr reagieren. Überraschend dabei: Die Wasserstoffbrücke zum Nachbarmolekül zieht sich erst kurz zusammen, bevor sie wie alle anderen Bindungen lockerer wird. Diese bestätigt die enge Kopplung von intra- und intermolekularen Reaktionen im Wasser – und könnte einige seiner Anomalien erklären, wie die Forscher in „Nature“ berichten.
Wasser ist ebenso allgegenwärtig wie rätselhaft. Denn kaum eine Substanz zeigt so viele Verhaltens-Anomalien. Dazu gehören die Dichteanomalie, die Eigendissoziation, die Bildung von Molekülklumpen im flüssigen Zustand oder Dutzende verschiedener Eisarten. Eine entscheidende Rolle für viele dieser Eigenheiten des Wassers spielen die Wasserstoffbrückenbindungen – die lose Verknüpfung der Moleküle über die Anziehung von Teilladungen an ihren Atomen.

Netzwerk aus komplexen Wechselwirkungen
Doch ausgerechnet das Verhalten der Wasserstoffbrücken ist beim Wasser bisher nur in Teilen bekannt. Klar ist, dass die H2O-Moleküle durch diese Bindungen ein komplex interagierendes Netzwerk bilden. Wird ein Wassermolekül beispielsweise angeregt, beginnt es nicht nur selbst zu vibrieren, sondern versetzt auch seine Nachbarn in Schwingungen. Dies beeinflusst viele chemische und physikalische Reaktionen des Wasser auf entscheidende Weise.
„Eine akkurate Beschreibung dieser ultraschnellen Vibrationsbewegungen ist daher essenziell, um die Natur der Wasserstoffbrückenbindungen zu verstehen und viele chemische Lösungsreaktionen“, erklären Jie Yang vom SLAC National Accelerator Laboratory im kalifornischen Menlo Park und seine Kollegen. Doch die bisher verwendeten spektroskopischen Methoden können das Verhalten auf Atomebene nur bedingt abbilden.