Durchbruch für bessere Zeitmessung: Physikern ist ein wichtiger Schritt zu einer Atomkernuhr gelungen – einer Uhr, bei der Schwingungen im Kern selbst den Takt angeben. Zwei Forscherteams haben erstmals die genaue Energie bestimmt, die für die Anregung des Atomkerns von Thorium-229 nötig ist. Dies ebnet den Weg zu einer Zeitmessung, die robuster und genauer ist als alle gängigen Atomuhren, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Eine Uhr kann die Zeit umso genauer messen, je schneller ihr Taktgeber tickt. Seit gut 50 Jahren liefern Atomuhren mit dem Übergang von Elektronen zwischen zwei Energiezuständen diesen Taktgeber. Ultrakalte Wolken von Cäsium-, Strontium– oder Ytterbium-Atomen werden dafür mit Mikrowellen oder Lasern angeregt und die dafür nötige Frequenz dieser Wellen bildet das „Ticken“ der Uhr. Diese Atomuhren sind inzwischen so genau, dass man mit ihnen sogar die gravitationsbedingte Zeitdifferenz zwischen einem Berggipfel und dem Tal messen kann.
Quantensprung im Atomkern
Doch es ginge noch exakter – mit einer Uhr, die nicht die Zustände der Elektronen, sondern die des Atomkerns als Taktgeber nutzt. Denn auch die Protonen und Neutronen im Atomkern sind nicht statisch. Stattdessen bewegen sie sich je nach Energiegehalt in bestimmten Orbitalen umeinander und können sogar zu schnellen „Ausreißern“ werden. Durch Energiezufuhr lassen sich die Kernbausteine auf andere Bahnen anheben und der Atomkern wechselt in den angeregten Zustand.
Das Problem jedoch: Die Atomkerne der meisten Elemente und Isotope erfordern für ihre Anregung mehr Energie als man mit heutigen Lasern erzeugen kann. Es gibt aber eine Ausnahme: die Kerne des radioaktiven Thorium-Isotops 229: „Knapp über dem Grundzustand – dem Zustand mit der kleinstmöglichen Energie – gibt es erstaunlicherweise einen weiteren Kernzustand, den wir Isomer nennen“, erklärt Koautor Thorsten Schumm von der TU Wien. Der Energieunterschied zwischen beiden Zuständen ist vergleichbar mit dem der klassischen Elektronenübergänge – und daher mit Lasern erreichbar.