Physiker haben weltweit zum ersten Mal ein Bose-Einstein-Kondensat aus dem Erdalkalielement Strontium erzeugt. Dabei erwies sich die Wahl des bisher kaum beachteten Isotops 84Sr als Weg zum Durchbruch. Es gilt nun als idealer Kandidat für Experimente mit atomaren Zwei-Elektronen-Systemen. Mit Bose-Einstein-Kondensaten lassen sich die Grundlagen der Quantenmechanik untersuchen, sie können als Modell für Festkörper dienen oder in der Quanteninformation eingesetzt werden
Strontium zählt zu den atomaren Zwei-Elektronen-Systemen, das sind Elemente, deren Atome über zwei Valenzelektronen verfügen. Während die meisten Atome mit einem Valenzelektron längst erfolgreich kondensiert wurden – 2001 wurde dafür der Physik-Nobelpreis verliehen – , sind Bose-Einstein-Kondensate von Zwei-Elektronen-Systemen derzeit ein heißes Thema in der Physik. Die ersten beiden Zwei-Elektronen-Systeme waren 2003 Ytterbium und im Juni 2009 Kalzium. Aus Strontiumatomen können allerdings sehr viel größere Kondensate erzeugt werden.
Mit seltenem Isotop zum Erfolg
Nun gelang es einem Team um den Nachwuchsforscher Florian Schreck vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften das weltweit erste Bose-Einstein-Kondensat aus Stontiumatomen zu erzeugen. Die Experimentalphysiker haben damit einen internationalen Wettlauf knapp für sich entschieden. Und dies, obwohl sie mit ihren Experimenten sehr viel später gestartet sind, als die konkurrierenden Forschungsgruppen in den USA.
„Wir haben dabei auf das richtige Pferd gesetzt und zuletzt Tag und Nacht durchgearbeitet, um das Bose-Einstein-Kondensat zu realisieren“, erzählt Schreck. Schon seit Jahren versuchten Physiker aus aller Welt, Strontium zu kondensieren. Sie bedienten sich dabei allerdings jener beiden Isotope des Strontiums, die in der Natur besonders häufig vorkommen (86Sr, 88Sr). „Vor einem Jahr hatte ich die Idee, es mit dem sehr seltenen Isotop 84Sr zu probieren“, schildert Schreck den Moment des Durchbruchs. Dass er auf dem richtigen Weg ist, wusste der Physiker, als auf seinen Vorschlag hin ein Theoretiker die Streueigenschaften des Isotops berechnete. Diese erwiesen sich als ideal für die Herstellung eines Bose-Einstein-Kondensats.