Unsichtbares sichtbar gemacht: Forscher haben erstmals den Röntgenstrahl des stärksten Röntgenlasers der Welt sichtbar gemacht – und in Fotos festgehalten. Möglich wurde dies, weil die extrem energiereichen Röntgenpulse des European XFEL die Stickstoffmoleküle der Luft zum Leuchten anregen. Dieses schwache Glimmen haben die Wissenschaftler nun erstmals in Fotos festgehalten.
Der 3,4 Kilometer lange European XFEL ist der größte und leistungsfähigste Röntgenlaser der Welt. Er kann 27.000 Röntgenlaserblitze pro Sekunde erzeugen und dabei eine Helligkeit erreichen, die milliardenfach höher ist als das von herkömmlichen Synchrotron-Lichtquellen. Im Oktober 2016 wurde der Bau der 3,4 Kilometer langen Anlage fertiggestellt, seit Mai 2017 erzeugt der Röntgenlaser seinen energiereichen Röntgenstrahl.
Elektronen auf Slalomkurs
Um das kurzwellige und geordnete Röntgenlicht im XFEL zu erzeugen, werden zunächst Elektronen in einem gut zwei Kilometer langen supraleitenden Linearbeschleuniger auf Tempo gebracht. Sobald die Elektronen fast Lichtgeschwindigkeit erreicht haben, zwingen Magnete in dem sich anschließenden Undulator sie auf einen Slalomkurs. Dabei werden die Elektronen in den Kurven immer wieder abgebremst und geben dadurch in regelmäßigen Pulsen Bremsstrahlung ab: die Röntgenpulse.
Im XFEL entstehen dadurch extrem kurze Pulse aus hochkonzentrierten und im Gleichtakt schwingenden Röntgenstrahlen. Dieses Röntgenlicht ist milliardenfach heller als das herkömmlicher Röntgenquellen – aber sichtbar ist es nicht. Denn die Wellenlänge der extrem energiereichen, kurzwelligen Röntgenpulse liegt weit unterhalb des für unser Auge sichtbaren Bereichs.