Technik

Erstes Serienflugzeug der Welt wird nachgebaut

Rekonstruktion von Otto Lilienthals Segler soll den Tod des Flugpioniers aufklären helfen

Otto Lilienthal beim Flug vom eigens dafür aufgeschütteten Fliegeberg in Berlin © Otto-Lilienthal-Museum Anklam

Forscher wollen den sogenannten Normal-Segelapparat des Flugpioniers Otto Lilienthal originalgetreu rekonstruieren. Der Nachbau dieses ersten Serienflugzeugs der Welt soll zeigen, wie gut es flog und welche aerodynamischen Eigenschaften es hatte. Zudem erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über den Tod Lilienthals, der mit diesem Fluggerät verunglückte.

Lilienthal gilt als „erster Flieger der Menschheit“. Ihm gelangen im Jahr 1891 als erstem Menschen Gleitflüge mit einem selbstgebauten Flugzeug. In seinen wahrscheinlich rund 200 Testflügen war er der erste, der die Wirkung verschiedener Flügelprofile testete und dokumentierte. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen entwickelte er erstmals einen Flugapparat zur Serienreife und verkaufte ihn weltweit immerhin neun Mal.

Erster historisch getreuer Nachbau

Und Lilienthals Erfolgskonzepte sprachen sich schnell herum – dafür sorgten die zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen des Flugpioniers und teils sensationelle Fotografien seiner Fluggeräte und Testflüge. Die Arbeiten Lilienthals waren Grundlage für den ersten Motorflug der Gebrüder Wright in den USA, für das spätere Wirken von anderen Luftfahrtpionieren wie Hugo Junkers und anderen.

Jetzt wird das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Zusammenarbeit mit dem Otto-Lilienthal-Museum in Anklam das erste Serienflugzeug Lilienthals, den sogenannten Normal-Segelapparat originalgetreu nachbauen. Dafür greifen die Forscher auf die Original-Konstruktionszeichnungen Lilienthals zurück und nutzen möglichst die gleichen Materialien wie vor rund 125 Jahren.

Auszug aus dem US-Patent vom 20. August 1895 für Lilienthals "Flying Machine". © Otto-Lilienthal-Museum Anklam

Tests im Windkanal

Sobald der Nachbau fertiggestellt ist, wird dieser in einem der größten Windkanäle Europas in Marknesse in den Niederlanden untersucht werden. Mit den Untersuchungen soll der Nachweis erfolgen, dass Lilienthal ein Flugzeug gebaut hat, das um alle drei Achsen stabil ist. Ferner soll das Flügelprofil genau untersucht werden: Wie vergleichbar ist es mit den heutigen?

„Dann wollen wir die gesamte Flugmechanik und aerodynamische Leistungsfähigkeit erfassen“, sagt Andreas Dillmann vom DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik in Göttingen. „Wie weit konnte er je nach Absprunghöhe fliegen? In welchen Bereichen konnte er stabil und sicher fliegen?“ Und nicht zuletzt wollen die Forscher die Ursachen für den tödlichen Absturz Lilienthals klären. Er stürzte am 9. August 1896 bei Stölln am Gollenberg tödlich ab – warum, blieb bisher unklar.

„Mit dem Projekt, das erste Serienflugzeug der Welt von Lilienthal erstmals historisch korrekt nachzubauen und im Windkanal zu analysieren, wollen wir nicht nur die Wurzeln der Luftfahrt wissenschaftlich analysieren, sondern auch einen der größten Luftfahrtpioniere der Welt würdigen“, sagt Rolf Henke, Luftfahrtvorstand des DLR. „Als deutsche Luftfahrtforschungsorganisation kehren wir damit quasi an unseren Ursprung zurück: Unsere Arbeiten bauen auf das wissenschaftliche Erbe Lilienthals auf.“

(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 12.02.2016 – NPO)

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