Giftiger Exportschlager: Europa verschifft jedes Jahr 60.000 Tonnen an Elektrogeräten nach Nigeria – ein Viertel davon ist Schrott. Der Großteil des illegalen Frachtguts kommt in gebrauchten Autos in den Häfen an, wie Forscher nun berichten. Ganz oben auf der Schmuggelliste stehen kaputte Fernseher und Kühlschränke, die meistens falsch oder einfach gar nicht deklariert sind. Für die Schrotthändler ergeben sich daraus jedoch keine Konsequenzen.
Ob kaputte Handys, Flachbildschirme oder Kühlschränke: Wir produzieren weltweit gewaltige Mengen an elektronischem Abfall – und die Schrottflut nimmt immer weiter zu. Im Jahr 2016 warf jeder Deutsche 22,8 Kilogramm Elektroschrott in den Müll, womit wir weit über dem weltweiten Durchschnitt von sechs Kilogramm liegen. Eigentlich sind die EU-Vorschriften für die Entsorgung klar: E-Schrott muss gesondert gesammelt, fachgerecht entsorgt und darf nicht exportiert werden. Aber halten sich alle an die Vorschriften?
Kontrolle von verschifften Containern und Autos
Um das herauszufinden, haben Wissenschaftler vom Basler Koordinationszentrum für Afrika (BCCC) und der Universität der Vereinten Nationen (UNU) in Bonn in einer 16-monatigen Studie den Import von Elektroschrott nach Nigeria untersucht. In den Jahren 2015 und 2016 wurden dafür im Hafen von Lagos etwa 200 Container und über 2.000 Secondhand-Autos inspiziert, die eigentlich für den Weiterverkauf bestimmt waren.
Ein Viertel Schrott, hauptsächlich Fernseher
Das Ergebnis: Insgesamt wurden 60.000 Tonnen gebrauchter Elektrogeräte nach Nigeria verschifft – gut ein Viertel davon war Schrott. Etwa drei Viertel der Exporte stammte aus europäischen Häfen, größtenteils aus Deutschland und Großbritannien. Das Erstaunliche: 70 Prozent aller E-Geräte – über 40.000 Tonnen – war in Gebrauchtwagen gestopft worden.