Verschluckte Atome: Forscher haben eine ungewöhnliche Verschachtelung von Atomen erzeugt – und einen neuen Zustand der Materie. Bei diesem „schluckt“ die Elektronenhülle eines per Laser aufgeblähten Riesenatoms seine Nachbaratome. Das Ungewöhnliche dabei: Obwohl die mehr als 100 Fremdatome elektrisch neutral sind, gehen sie eine schwache Bindung mit dem Riesenatom ein. Diesen neuartigen Zustand, sogenannte Rydberg-Polaronen, haben die Forscher nun erstmals nachgewiesen.
Auch wenn uns ein Tisch oder ein Kaffeebecher fest und massiv erscheinen: Die Atome in diesen Objekten bestehen zum großen Teil aus leerem Raum. Denn der kompakte Atomkern ist von einer großen Hülle umgeben, in der die Elektronen auf bestimmten Bahnen kreisen. Die Größe der Atomhülle und damit auch des gesamten Atoms ist normalerweise für jedes Element spezifisch.
Riesenatome im Kondensat
Doch es gibt Ausnahmen. Schon vor längerer Zeit haben Forscher entdeckt, dass man durch gezielte Energiezufuhr mit einem Laser eine Art „Riesenatom“ erzeugen kann. Ein Elektron dieses Atoms wird dabei auf eine so weit außenliegende Bahn gezwungen, dass sich die Atomhülle auf gigantische Maße aufbläht. Es entsteht ein sogenanntes Rydberg-Atom. „Der mittlere Abstand eines solchen Elektrons zu seinem Atomkern kann hunderte Nanometer betragen – das ist mehr als das Tausendfache vom Radius eines Wasserstoffatoms“, erklärt Koautor Joachim Burgdörfer von der Technischen Universität Wien.
Jetzt haben die Forscher ein solches Atom genutzt, um einen besonders exotischen Materiezustand zu erzeugen. Dafür kühlten sie eine Wolke von Strontiumatomen so weit ab, dass diese ein Bose-Einstein-Kondensat bildeten. In diesem Zustand verlieren die Atome Eigenständigkeit und schwingen gewissermaßen im Gleichtakt. Eines dieser Atome machten die Wissenschaftler dann durch Laserbestrahlung zum Rydberg-Atom.