Selektiv für CO2: Forscher haben Materialen identifiziert, die Kohlendioxid selbst aus nassen Abgasen effektiv binden können. Das könnte die CO2-Abscheidung aus den Emissionen von Industrie und Kraftwerken künftig günstiger und wirksamer machen, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“ berichten. Denn bisher eingesetzte Filtermaterialien sind in Gegenwart von Wasserdampf oft ineffektiv.
Angesichts der immer weiter steigenden CO2-Emissionen wird es immer dringender, die Klimaschutzmaßnahmen durch gezielte Technologien zur CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS) zu unterstützen. Spezielle Absorptionsmittel ermöglichen es, das Treibhausgas gezielt aus dem Abgasstrom von Kraftwerken oder Fabriken oder aus der Luft herauszufiltern. Das abgetrennte CO2 kann dann in Kraftstoffe wie Methanol oder in Kohlenstoff umgewandelt oder im Untergrund gespeichert werden.

Wasser und CO2 in Konkurrenz
Doch die Abscheidung von CO2 aus Abgasen hat bisher ein Problem: Die meisten Absorptionsmittel funktionieren nur bei trockenen Gasen gut. Sobald die Abgase auch Wasserdampf enthalten, wie bei Industrie- und Kraftwerksabgasen meist der Fall, sinkt die Effektivität der CO2-Filter rapide ab. Der Grund: Das Wasser in den Abgasen konkurriert mit dem CO2 um die gleichen Bindungsstellen. Zwar kann man Abgase vor der Filterung trocknen, das aber macht die ganze Abscheidung sehr teuer und damit wirtschaftlich kaum durchzusetzen.
Deshalb haben Forscher um Peter Boyd von der Polytechnischen Hochschule Lausanne gezielt nach Materialien gesucht, die CO2 auch in Gegenwart von Wasser effektiv binden. Für ihre Studie testeten sie mithilfe eines Computermodells das Absorptionsverhalten von 325.000 metallorganischen Gerüstverbindungen (Metal Organic Frameworks, MOF). Anhand dieser Tests wollten sie Verbindungen identifizieren, deren Struktur spezifische, nicht für Wasser passende Bindungsstellen für CO2 aufweist.