Nanotechnologie

„Fingerabdrücke“ von Nanoteilchen entschlüsselt

Neue Methode zur Bestimmung der atomaren Struktur

Infrarotspektren von größenselektierten Nanoteilchen © Fritz-Haber-Institut/MPG

Forscher haben eine neue Methode entwickelt, mit der man die atomare Struktur einzelner Metall-Nanoteilchen bestimmen kann. Dieses Wissen könnte einen Fortschritt in den Nano-Elektronik bedeuten.

Die winzigen Teilchen aus nur 6 bis 23 Vanadium-Atomen wurden mit Hilfe der so genannten Ferninfrarot-Spektroskopie untersucht: Je nach ihrer Größe entstehen unterschiedliche Spektren, also echte „Fingerabdrücke“ ihrer atomaren Struktur. Aus dem Vergleich mit Spektren, die mit der Dichtefunktional-Theorie errechnet werden, wurde anschließend die geometrische Struktur der Nanoteilchen bestimmt.

Kleine Metallpartikel gewinnen rasant an Bedeutung in der Nanotechnologie und Katalyse. Diese Nanoteilchen haben nur eine Größe von einigen wenigen bis einigen Hundert Atomen. Ihre Geometrie und Elektronenstruktur ist anders als die des Gesamtmaterials und sie können überraschende Eigenschaften aufweisen: So zeigen Gold-Nanopartikel katalytische Aktivität. Zudem können ihre Eigenschaften extrem von der Größe abhängen und sich bereits drastisch ändern, wenn man einem solchen Cluster nur ein einziges Atom hinzufügt. Ziel der Forschung ist es, solche Nanoteilchen in der Materialwissenschaft, der Nanoelektronik oder der Katalyse gezielt einsetzen zu können.

Schwierige Strukturbestimmungen

Heute ist die mikroskopische Struktur, also die Anordnung der Atome, in Festkörpern zumeist sehr detailliert bekannt. Die Kenntnis der Struktur ist wiederum eine elementare Voraussetzung, um die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Materialien verstehen und nutzen zu können. Hingegen ist die Situation bei Nanoteilchen aus dem gleichen Material komplett anders: Diese Partikel zeigen faszinierende Eigenschaften, doch ihre innere atomare Struktur zu bestimmen ist äußerst schwierig.

Dem Wissenschaftlerteam des Berliner Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, des FOM-Instituts für Plasmaphysik in Nieuwegein/Niederlande, der Universität von Kalifornien in Los Angeles/USA sowie der Universität Nijmegen/Niederlande ist es nun gelungen, in einer Kombination aus experimentellen und theoretischen Untersuchungen die Struktur von Metall-Nanoteilchen zu bestimmen. Im Experiment haben sie die Schwingungseigenschaften der Teilchen mit Hilfe der Infrarot-Mehr-Photonen-Dissoziation (IR-MPD) gemessen und damit jene Kräfte bestimmt, die Atome im Nanoteilchen zusammenhalten. Die Experimente wurden am „Free Electron Laser for Infrared eXperiments (FELIX)“ des FOM-Instituts durchgeführt. Die gemessenen Infrarotspektren hängen stark von der Teilchengröße und -struktur ab und sind charakteristisch für die geometrische Anordnung der Atome. Ein Vergleich mit quantenmechanischen Modellen, basierend auf der Dichte-Funktional-Theorie, gestattet es dann, die Strukturen der Nanoteilchen aufzuklären.

Diese Untersuchungen zeigen, dass man mit Ferninfrarot-Spektroskopie in Kombination mit theoretischen Berechnungen einzigartige Informationen über metallische Nanopartikel gewinnen kann. Diese schaffen die Grundlage für ein tieferes Verständnis der Struktur von Metall-Nanoteilchen, eine wichtige Voraussetzung, um sich deren Eigenschaften in Zukunft stärker zunutze machen zu können.

Dieses Projekt ist Teil des Forschungsprogramms der Stiftung „Stichting voor Fundamental Onderzoek der Materie“ (FOM) der „Nederlands organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek“ (NWO). Es wurde zudem unterstützt durch die Max-Planck-Gesellschaft, die Europäische Union sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

(Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. – idw, 26.07.2004 – AHE)

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