Ein Forscherteam hat erstmals die Bewegung von Elektronen während einer chemischen Reaktion komplett sichtbar gemacht. Die Erkenntnisse aus dem Experiment sind grundlegend für die Photochemie und könnten auch dabei helfen, Solarzellen effektiver zu machen, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Science”.
1999 erhielt Ahmed Zewail für seine Untersuchung von chemischen Reaktionen mit ultrakurzen Laserpulsen den Nobelpreis in Chemie. Zewail konnte die Bewegung von Atomen beobachten und dadurch Übergangszustände auf molekularer Ebene sichtbar machen. Die Bewegung einzelner Elektronen beobachten zu können, schien damals noch Zukunftsmusik zu sein. Dank neuer Lasertechnologie und intensiver Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Attosekundenspektroskopie – eine Attosekunde entspricht 10-18 Sekunden – hat sich dieses Forschungsgebiet schnell entwickelt.
Bewegung von Elektronen komplett verfolgt
Forschern um Professor Hans Jakob Wörner vom Laboratorium für Physikalische Chemie der ETH Zürich ist es nun zusammen mit Kollegen aus Kanada und Frankreich gelungen, die Bewegung von Elektronen während einer chemischen Reaktion komplett zu verfolgen. Dazu bestrahlte das Wissenschaftlerteam Stickstoffdioxid (NO2) mit einem sehr kurzen ultravioletten Laserpuls.
Das Molekül nimmt die Energie, die in diesem Puls enthalten ist, auf und versetzt die Elektronen in Bewegung. Die Elektronen beginnen daraufhin, sich anders zu verteilen, wobei die Elektronenwolke für kurze Zeit in zwei unterschiedlichen Formen vorliegen kann, so die Forscher. Dann gerät das Molekül in Schwingung und zerfällt schließlich in Stickstoffmonoxid und ein Sauerstoffatom.