Ein „Loch“ mitten in das Herz Thüringens wollen Jenaer Geowissenschaftler bohren: In einem neuen Projekt planen sie eine tiefe Forschungsbohrung im Zentrum des Thüringer Beckens. Mindestens 1.500 Meter soll es ab Ende 2011 von einem Bohrturm auf einem Kraftwerksgelände im Norden Erfurts aus ins Erdreich gehen.
„Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren“, sagt Professor Jonas Kley von der Universität Jena und Sprecher des interdisziplinären Forschungsverbundes INFLUINS – Integrierte Fluiddynamik in Sedimentbecken.
Thüringer Becken als Modell
„Unser Ziel ist es, das Thüringer Becken als Modell für ein Sedimentbecken vollständig zu erfassen und zu charakterisieren“, erläutert Kley. Konkret geht es den Forschern um das Zusammenspiel oberflächennaher und tiefer Fluid- und Stoffströme in Sedimentbecken. Dazu wollen sie einen möglichst kompletten Bohrkern gewinnen.
Dessen Daten werden mit anderen Messungen dazu dienen, die Fluidflüsse zwischen verschiedenen Tiefenstockwerken zu analysieren und zu modellieren. Neben dem reinen wissenschaftlichen Interesse an diesen grundlegenden geologischen, hydrogeologischen und mineralogischen Prozessen wollen die Forscher des INFLUINS-Teams das erarbeitete Know-how gemeinsam mit regionalen Unternehmenspartnern gewinnbringend und nachhaltig verwerten.
Blaupause für einen geographischen Raum
„Es geht um die Erstellung einer Art Blaupause für einen geographischen Raum, die als Grundlage für dessen wirtschaftliche Nutzung dienen kann“, erläutert Projektkoordinator Sven Pinkert. Dabei habe man vor allem eine umweltverträgliche und nachhaltige Energiewirtschaft im Blick. Denn Sedimentbecken, wie das Thüringer Becken, verfügen über großes Potenzial als regenerative Energielieferanten und Speicher für Fluide oder Wärme. So eignen sie sich oftmals zur geothermischen Energiegewinnung und können damit zur Einsparung fossiler Energieträger beitragen.
„Zum anderen bieten sich die porösen Gesteine von Sedimentbecken an, um klimaschädliches CO2 oder Erdgas zu speichern“, macht Kley deutlich. „Auch eine sichere Trinkwasserversorgung stellt eine wissenschaftlich-technische Herausforderung dar, der wir uns im Rahmen von INFLUINS stellen wollen“, so der Forscher weiter.
Zwölf Teilprojekte
Insgesamt arbeiten die Wissenschaftler in zwölf Teilprojekten aus den Fachgebieten Geologie, Hydrogeologie, Bodenwissenschaften, Mineralogie, oberflächennahe Geophysik, Sedimentbeckenanalyse, Fernerkundung und Klimatologie in INFLUINS zusammen.
(idw – Universität Jena, 14.05.2010 – DLO)