Roboter lügen nicht – oder doch? Amerikanische Forscher haben jetzt ihren Maschinenwesen die Kunst der Täuschung beigebracht. Mit Hilfe spezieller Algorithmen lernten die autonomen Roboter, sich zu verstecken und eine falsche Spur für ihren Verfolger zu legen. Und sie lernten auch zu erkennen, wann eine solche Täuschung für sie vorteilhaft und sinnvoll ist. Die Wissenschaftler sehen in dieser Fähigkeit eine große Chance für viele Anwendungen, aber auch erhebliche ethische Implikationen.
Lange Zeit galt das Lügen und Täuschen als spezifisch menschliche Fähigkeit und als Zeichen für höhere Intelligenz – bis sich auch einige Tierarten als Meistertäuscher entpuppten. Doch Computer und Roboter, so dachte man, können per se nicht lügen. Denn dies würde voraussetzen, dass sie sich in die Perspektive des Getäuschten versetzen können. Und auch, dass sie erkennen, wann eine Täuschung überhaupt sinnvoll und erfolgversprechend ist. Doch genau dies haben jetzt Wissenschaftler des Georgia Institute of Technology ihren Maschinenwesen beigebracht. Ihre Ergebnisse sind jetzt im „International Journal of Social Robotics“ erschienen.
Für ihre Studie konzentrierten sich die Forscher um Ronald Arkin, Professor für interaktive Computerwissenschaften, zunächst auf eine einfache Form der Täuschung: sich vor einem anderen Roboter zu verstecken und eine falsche Spur zu legen. Im ersten Schritt ging es ihnen vor allem darum, ihrem Roboter beizubringen, wie er eine Situation erkennt, in der eine solche Täuschung sinnvoll ist. Auf der Basis von Abhängigkeits- und Spieltheorien entwickelten Arkin und sein Kollege Alan Wagner dafür Algorithmen, die den Wert der Täuschung in einer spezifischen Situation testen und bewerten.
Falsche Spur durch umgestoßene Wegmarker
Im konkreten Versuch sah das Ganze dann so aus: Zwei autonome Roboter bewegten sich in einem Raum, indem drei Pfade durch farbige Markierungen an ihrem Beginn gekennzeichnet waren. An ihrem Ende lagen jeweils Kisten als potenzielle Verstecke. Die Marker waren beweglich und fielen um, wenn ein Roboter dagegen stieß. Der täuschende Roboter hatte nun die Aufgabe, sich vor dem anderen zu verstecken und dabei eine falsche Spur zu legen. Dafür steuerte er zunächst einen der Verstecke an und stieß dabei eine Reihe von Markern um. Hatte er die abgrenzte Wegstrecke jedoch passiert, wechselt er den Kurs und versteckte sich stattdessen in einer der anderen beiden Kisten.