Erstmals ist es Forschern gelungen, Antimaterie-Atome gezielt zu manipulieren. Mit Hilfe von Mikrowellen brachten sie Anti-Wasserstoffatome dazu, ihre magnetische Orientierung zu ändern und aus einer Atomfalle zu springen. Diese Wechselwirkung mit Antimaterie gilt als entscheidender Meilenstein, denn sie eröffnet erstmals Möglichkeiten, die Eigenschaften dieser bisher rätselhaften Materieform genauer zu vermessen. Dieses Experiment zeige, dass solche Vermessungen prinzipiell möglich sind, berichten die Physiker des Teilchenforschungszentrums CERN bei Genf im Fachmagazin „Nature“.
„Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum und wir kennen seine Struktur sehr gut“, sagt Jeffrey Hangst von der Universität von Aarhus. Er ist Sprecher der ALPHA-Kollaboration am CERN, der Forschergruppe, die die Experimente ausführte. Jetzt könne man endlich damit beginnen, auch die Eigenschaften des Anti-Wasserstoffs zu erkunden – und damit den Unterschied zwischen Materie und Antimaterie.
Rätsel der Materie bisher ungelöst
Warum es im Universum heute mehr Materie als Antimaterie gibt, gilt als eines der ungelösten Rätsel der Physik. Denn beim Urknall müsste von beiden gleich viel entstanden sein – für jedes Teilchen ein spiegelbildliches Antiteilchen. Beide löschen sich gegenseitig aus, wenn sie miteinander in Kontakt kommen. Physiker vermuten, dass es zwischen Materie und Antimaterie winzige, aber entscheidende Unterschiede geben muss, die zu einer leichten Asymmetrie und damit dem Erhalt der Materie geführt haben.
Bisher konnten die Eigenschaften der Antimaterie jedoch nicht erforscht werden. Erst vor kurzem war es erstmals gelungen, Anti-Wasserstoffatome für kurze Zeit in einer speziellen Magnetfalle zu halten. Um ihre Merkmale zu messen, muss man aber auf irgendeine Weise mit ihnen in Wechselwirkung treten können. Genau dies sei nun erstmals mit Hilfe der Mikrowellen gelungen, sagen die Forscher.