Durch die Kreuzung naher Verwandter in der Hundezucht kann genetische Vielfalt verloren gehen – ein Problem, das zum Beispiel zum gehäuften Auftreten von Erbkrankheiten führen kann. Eine neue Methode Bochumer Forscher kann Züchtern nun helfen, frühzeitig auf Gefahren zu reagieren.
Wenn Züchter „auf Teufel komm raus“ körperliche Merkmale hervorzüchten wollen, kreuzen sie mitunter Bruder und Schwester. Die Welpen haben dann nur zwei statt vier Großeltern – Experten sprechen von Vorfahrenverlust im Stammbaum.
Die so entstandenen Tiere sind dann häufig reinerbig (homozygot): Die Erbsubstanz von Vater und Mutter ist gleich. Wie es bei verschiedenen Hunderassen mit der genetischen Vielfalt aussieht, wollten die Ruhr-Uni-Forscher um Professor Jörg T. Epplen wissen. Sie untersuchten die Gene von 619 Tieren aus zwölf Rassen – darunter sehr große Rassen wie Deutscher Schäferhund mit mehr als 21.000 Welpen im Jahr und sehr kleine wie Shar pei mit nur circa 60 Nachkommen jährlich.
Zudem wurden drei ursprüngliche asiatische Rassen in die Studie einbezogen, weil diese seit Jahrhunderten auf Leistung gezüchtet werden – die Forscher vermuteten hier eine größere Genvielfalt.
Vorfahrenverlust vorbeugen
Die Ergebnisse waren überraschend: Die Heterozygotieraten waren für alle Rassen ähnlich und lagen bei rund 67 Prozent. Allerdings variierten sie von Tier zu Tier teils stark. Die Vielfalt der Allele, das heißt der unterschiedlichen Ausprägungen ein und desselben Gens, war zwar bei den asiatischen Rassen größer als bei anderen. Allerdings werde dieser Aspekt bei der Zucht bislang nicht ausreichend berücksichtig, kritisierten die Forscher.
Frisches Blut nötig
Ihr Test gibt Züchtern nun erstmals ein Instrument an die Hand, die Abstammung von zur Zucht bestimmten Hunden zweifelsfrei zu klären und somit bei der Auswahl der Tiere dem Verlust genetischer Vielfalt vorzubeugen.
„In manchen Fällen kann es sich auch als sinnvoll herausstellen, ‚frisches Blut‘ in die Zucht zu bringen, indem man zum Beispiel Tiere aus ausländischen Linien einkreuzt“, schließt Epplen in RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum.
(idw – Ruhr-Universität Bochum, 30.04.2008 – DLO)