Fast 15 Jahre war sie durch einen Hirnschlag vom Kopf abwärts gelähmt – jetzt konnte eine 58-jährige US-Amerikanerin zum ersten Mal wieder alleine Kaffee trinken: Sie führte den Becher mit einem Roboterarm zum Mund, den sie mit ihren Gedanken steuerte. Eine kleine, in ihr Gehirn eingepflanzte Elektrode übertrug die dafür nötigen Nervensignale an das Kontrollprogramm des Roboterarms. „Damit sind wir unserem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen, eine Technologie zu schaffen, die gelähmten Menschen ihre Bewegungsfähigkeit und Unabhängigkeit zurückbringt“, sagt John Donoghue von der Brown University, einer der beiden Leiter des Projekts, über das die Forscher jetzt im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Im Rahmen der Studie lernte auch ein zweiter Patient, ebenfalls seit mehreren Jahren an Armen und Beinen gelähmt, innerhalb von nur einem Tag, einen weiteren Roboterarm zu kontrollieren. Er beherrschte den Arm anschließend so gut, dass er mit ihm Schaumstoffbälle gezielt greifen und aufheben konnte. Auch diesem Patienten war zuvor ein kleines Elektrodenplättchen in den Bereich des Gehirns implantiert worden, der die Bewegungen der Arme steuert.
Dass selbst vollständig Gelähmte durch solche Elektroden einen Computercursor kontrollieren können, ist bekannt. Affen haben auch schon erste Versuche mit Roboterarmen durchgeführt. Unklar blieb aber bis jetzt, ob die Nervensignale im Gehirn von langjährig Gelähmten noch ausreichen, um damit die komplexen Bewegungen eines robotischen Arms steuern zu können. Die Studie der Forschergruppe, zu der auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln (DLR) gehörten, belegt dies nun.
Danach gefragt, wie sich die Steuerung des Roboterarms für sie anfühlt, sagte die Patientin: „Es ist komfortabel und fühlt sich ganz natürlich an, mir vorzustellen, dass sich meine rechte Hand in die Richtung bewegt, in die ich den Roboterarm steuern möchte.“ Patrick van der Smagt vom DLR, Leiter des robotischen Teils der Studie, kommentiert: „Das ist genau das, was wir gehofft haben: Wir wollten einen Arm konstruieren, der intuitiv kontrolliert werden kann.“