Auch bei Mikroben entsteht genetische Diversität durch räumliche Entfernung: Das haben jetzt Tübinger Wissenschaftler in einer neuen Studie herausgefunden, über die sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Current Biology berichten. Bei höheren Organismen ist dies schon lange als Tatsache akzeptiert, für Mikroorganismen gab es bislang jedoch andere Vorstellungen.
1934 wurde von dem niederländischen Wissenschaftler Baas Becking in einem Essay zur Bio-Geographie von Mikroben folgende These verfasst: „Alle (alle Mikroben) sind überall, jedoch selektiert die Umgebung“: Der Forscher ging davon aus, dass es für Mikroorganismen keine geographischen Barrieren gibt, die ihre weltweite Verbreitung verhindern könnten. Nur ökologische Bedingungen in einer Nische würden darüber entscheiden, ob ein Mikroorganismus darin überleben kann oder nicht.
Die Wissenschaftler Gregory Velicer und Michiel Vos am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen konnten jetzt jedoch am Beispiel des Bodenbakteriums Myxococcus xanthus zeigen, dass es auch bei Mikroben genetische Diversität abhängig von der räumlichen Entfernung verschiedener Isolate gibt.
Genetische Drift oder lokale Adaption
In ihrer Studie verglichen sie 145 Myxococcus-Isoloate unterschiedlicher Fundorte auf ihre genetischen Unterschiede. Im Visier der Forscher stand dabei der Austausch von einzelnen Basen im genetischen Code (SNPs) der in den Genen clpX, csgA, fibA, icd und sglK auftrat. Dabei stellten sie fest, dass sich mit der räumlichen Entfernung auch die Anzahl der genetischen Unterschiede erhöhte.