Das ungewöhnlich starke Erdbeben von Sichuan im Mai 2008 wurde nach neuesten Erkenntnissen durch die unerwarteten Brüche von gleich drei massiven Gesteinsbarrieren entlang der Longmenshan-Verwerfungszone ausgelöst. Wie chinesische Geologen jetzt in „Nature Geoscience“ berichten, sind vergleichbar schwere Beben in dieser Region selten und nur alle 4.000 Jahre zu erwarten.
Am 12. Mai 2008 ereignete sich in der chinesischen Provinz Sichuan, 1.550 Kilometer südwestlich von Peking, ein schweres Erdbeben der Magnitude 7,9. Die Erdstöße zerstörten Millionen Gebäude, lösten Steinschläge und Erdrutsche aus und töteten knapp 80.000 Menschen. Die Folgen des Bebens waren auch deshalb so schwerwiegend, weil der Bebenherd in nur geringer Tiefe lag. Ausgangspunkt war die Longmenshan-Verwerfungszone am nordwestlichen Rand des Sichuan-Beckens.
Beben konzentrierte sich an drei Punkten
Was genau bei dem Erdbeben im Untergrund geschah und warum das Beben für diese Region so ungewöhnlich stark ausfiel, haben jetzt Wissenschaftler um Zheng-Kang Shen vom chinesischen Laboratorium für Erdbebendynamik in Peking untersucht. Mit Hilfe von GPS-Messungen und Satellitenbildauswertung stellten sie fest, dass sich die Bodenbewegung an drei Punkten in der Verwerfungszone konzentrierte.
Massive Gesteinsbarrieren gesprengt
An diesen Stellen trennte massives Gestein kleinere Verwerfungen voneinander ab. Normalerweise verhindern hier solche Gesteinsbarrieren, dass sich Spannungsbrüche im Untergrund über mehrere Störungen hinweg fortsetzen. Doch das Beben von Sichuan sprengte drei solcher Barrieren – eine nach der anderen – und löste damit eine anormal starke Verschiebung und Bewegung des Untergrunds aus.
Wie die Wissenschaftler berichten, ereigneten sich die größten Schäden und Todesfälle in Orten, die nahe dieser gesprengten Barrieren lagen. Ihrer Ansicht nach ist dies ein weiterer Hinweis darauf, dass genau hier besonders starke Erschütterungen ausgelöst wurden. Kleiner Trost für die Bewohner der Region: Die Untersuchungen der Forscher ergaben auch, dass ein solcher Fall wie im Mai 2008 nur alle 4.000 Jahre auftritt.
(Nature, 30.09.2009 – NPO)