Geophysiker führen ab Mitte Januar 2012 mit dem deutschen Forschungsschiff „Meteor“ die erste grundlegende Untersuchung der Lithosphäre unter der südlichen Adria durch. Die geplanten Experimente während der Expedition sollen helfen, die Erdbebengefahren in der Region besser einschätzen zu können.
Eines der stärksten je in Europa registrierten Erdbeben mit einer Magnitude von 7,1 ereignete sich im Jahr 1979 vor der Küste Montenegros in der Adria. Die gesamte Region ist seismisch hoch aktiv, weil zwischen Süditalien und den Dinariden, einem Gebirgszug des Balkans, mehrere Erdplatten aufeinander stoßen. Die genaue Kenntnis der Grenzen zwischen diesen Platten ist eine wesentliche Voraussetzung, um das Risiko für Naturkatastrophen abschätzen zu können.
Verlauf der Plattengrenzen umstritten
Doch ausgerechnet in der Adria ist der genaue Verlauf dieser Grenzen nach Angaben von Forschern umstritten. Selbst die genaue Anzahl der Erdplatten ist nicht bekannt. Die Existenz zweier Mikroplatten, die den Meeresboden in der Adria bilden, wurde anhand von aufgezeichneten Erdbebendaten und Satellitenvermessungen zwar postuliert, ist aber noch nicht eindeutig nachgewiesen.
„Bisher haben wir kein genaues Bild über die exakte Ausdehnung der Lithosphärenplatten im zentralen Südeuropa. Dabei sind diese Informationen essentiell für eine Gefahrenabschätzung der Anrainerstaaten“, erklärt Professorin Heidrun Kopp vom GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. „Einer der Gründe für die existierende Datenlücke ist die Tatsache, dass eine umfassende Untersuchung der plattentektonischen Verhältnisse hier nur mithilfe von parallelen Messungen auf See und an Land möglich ist“, ergänzt sie.