Grönland besitzt das derzeit größte Vorkommen an Schweren Seltenen Erden und das drittgrößte Seltene-Erden-Vorkommen der Welt. „Die gesamten grönländischen Vorräte an Seltenen Erden reichen aus, um den gegenwärtigen Weltbedarf für 150 Jahre zu decken“, sagt Harald Elsner, Seltene-Erden-Experte der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Der Abbau dieser Rohstoffe sei aber bisher zu aufwändig und teuer. Das Potenzial der nordatlantischen Insel ermittelte eine jetzt von der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) der BGR veröffentlichte Studie.
Demnach weist Grönland nicht nur enorme Vorkommen an Seltenen Erden, sondern auch an Gold, Platin/Palladium, Uran und Strontium sowie Eisenerz, Blei/Zink, Molybdän, Beryllium, Lithium und Tantal auf. Dennoch ruht seit 2010 der Bergbau. 1990 schloss der bisher letzte Abbau auf Blei, Zink und Silber, 2010 ein hoffnungsvoll gestarteter Großtagebau auf Olivin für die Feuerfestindustrie. Der Goldabbau wird nach einer Pause erst jetzt wieder begonnen. Trotz des Rohstoffpotenzials halten sich viele Unternehmen aufgrund der logistischen Herausforderungen und klimatischen Bedingungen zurück.
Bisher ist der Abau zu teuer
„So befinden sich alle Vorkommen fernab jeder Infrastruktur und es gibt Vorkommen zwischen Gletschern oder noch teils unter Inlandeis. Das führt automatisch zu hohen Explorations-, Erschließungs- und Abbaukosten“, verdeutlicht Elsner, Autor der Studie. Hinzu kommen fehlendes Fachpersonal, hohe und steigende Energiekosten sowie ökologische Risiken. Das Seltene-Erden-Erz in Kvanefjeld, im Süden der Insel, beispielsweise ist stark radioaktiv. Dieses Vorkommen ist aufgrund der fehlenden Infrastruktur mit Erschließungskosten von bis zu 2,3 Mrd. US-Dollar das derzeit teuerste Seltene-Erden-Projekt der Welt.
Anders sieht es beim Vorkommen Kringlere, auch TANBREEZ (nach den enthaltenen Wertmineralen Tantalum, Niobium, Rare Earth Elements und Zirconium) genannt, aus. Es liegt näher an der Küste und ist kaum radioaktiv. Von einem australischen Unternehmen wurden bereits Genehmigungsunterlagen eingereicht, so dass der Abbau theoretisch 2013 starten könnte. „Das Vorkommen ist einwandfrei, jedoch hat das Unternehmen für das gesamte Seltene-Erden-Material einen Abnahmevertrag mit einem asiatischen, nicht-chinesischen Interessenten unterzeichnet“, erklärt Elsner.
Auch mit deutschen Unternehmen wurde zuvor Kontakt aufgenommen. Allerdings waren die finanziellen Vorstellungen der australischen Firma nicht umsetzbar. Zudem ist die geplante Produktion so klein, dass sie keine Bedeutung für den Weltmarkt für Seltene Erden besitzt. „Mit anderen kurzfristigen Abbauvorhaben von Bedeutung ist auf Grönland ebenfalls nicht zu rechnen – zu viele technische und finanzielle Hürden sprechen dagegen“, so Elsner.
(BGR, 05.10.2012 – NPO)