Umwelt

Hans-Werner Sinn ist „Dinosaurier des Jahres 2009“

NABU zeichnet Ökonomen mit Deutschlands peinlichstem Umweltpreis aus

Dinosaurier des Jahres © NABU

Der NABU hat den Ökonomen und Präsidenten des Münchener ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, mit dem „Dinosaurier des Jahres 2009“ – Deutschlands peinlichstem Umweltpreis – ausgezeichnet. Die Natur- und Umweltorganisation „ehrt“ bereits seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich sowohl durch herausragende Einzelleistungen als auch durch die Summe ihres Gesamtwerkes in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen haben mit dem „Dinosaurier des Jahres“.

„Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise ist auch Hans-Werner Sinn zurückgekommen. Seitdem verbreitet er hemmungslos seine veralteten Theorien vom alles regulierenden Markt und lässt kaum eine Gelegenheit aus, die moderne Umweltpolitik in der Öffentlichkeit zu attackieren“, begründete NABU-Präsident Olaf Tschimpke die Wahl für das Jahr 2009.

Dampfplauderer mit egoistischem Sendungsbewusstsein

Sinn sei ein Dampfplauderer mit egoistischem Sendungsbewusstsein, der dem Ansehen und den Verdiensten des Natur- und Umweltschutzes nachhaltig schade, so Tschimpke weiter. Mit bewusst markigen Sätzen versuche Sinn in seinen Büchern, Artikeln und öffentlichen Auftritten Umweltschützer als „grüne Ideologen“ abzutun sowie die Mär von angeblich so effizienten Marktlösungen zu verbreiten, die keinerlei Vorgaben von staatlicher Seite benötigten.

Besonders giftet Volkswirt Sinn dabei laut dem NABU gegen die Förderung Erneuerbarer Energien. Er spreche sich gegen Windräder und Solarzellen aus, weil sie seiner Meinung nach nicht helfen, klimaschädliches Kohlendioxid einzusparen, und er bestreite die wirtschaftlichen Potenziale Erneuerbarer Energien. Statt für bessere Wettbewerbsbedingungen im Energiemarkt streitet der ifo-Chef nach Angaben des NABU lieber ganz im Sinne der großen Stromkonzerne für das Festhalten an der Risiko- und Steinzeittechnologie Atomkraft.

Hunderte Milliarden an Staatshilfen

„Wohin der von Hans-Werner Sinn propagierte Marktradikalismus geführt hat, haben wir gesehen: geradewegs in die organisierte Verantwortungslosigkeit in einer globalisierten Finanzwirtschaft“, so Tschimpke. Das habe die Steuerzahler in aller Welt Hunderte Milliarden an Staatshilfen gekostet und Millionen von Menschen finanziell ruiniert. Angesichts dieser Entwicklung sollten Politik und Unternehmen alarmiert sein und sich umgehend auf ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Wirtschaften einstellen, das nicht leichtfertig die Existenzgrundlagen für unsere und nachfolgende Generationen verspielt.

„Wenn wir dem Emissionshandel alleine die Suche nach den kurzfristig günstigsten Klimaschutzmaßnahmen überlassen, werden wir Scheinlösungen bekommen, nur in Trippelschritten vorankommen und bei der notwendigen Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes in den Industrieländern um bis zu 95 Prozent bis 2050 versagen“, erklärte der NABU-Präsident.

Grundlegende Veränderungen wie eine dezentrale und intelligente Infrastruktur für die Energieversorgung, der Erhalt von kohlenstoffreichen Mooren und Feuchtgebieten oder die Modernisierung unserer öffentlichen Verkehrssysteme hätten nach Sinns Markt-Ideologie schlicht keine Chance.

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Auszeichnung redlich verdient

„Die theoretischen Modelle und politischen Forderungen aus dem Elfenbeinturm von Herrn Sinn und seinen Kollegen sind deshalb so gefährlich, weil sie regelmäßig an unserer komplexen Realität scheitern. So lassen sich nicht unsere natürlichen Lebensgrundlagen sichern. Gehen diese aber verloren, werden wir alle zu leiden haben – genau wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise“, kritisierte Tschimpke weiter.

Wer ohne Sinn und Verstand gegen die Förderung Erneuerbarer Energien predige, verkenne völlig die wirtschaftspolitische Bedeutung von zukunftsträchtigen Umwelttechnologien, mit denen innerhalb weniger Jahre allein in Deutschland rund 300.000 neue Jobs geschaffen wurden. Diese Erfolge hätten die politische Akzeptanz für die Durchsetzung ehrgeiziger Reduktionsverpflichtungen für den Ausstoß an Treibhausgasen im Emissionshandel überhaupt erst ermöglicht.

„Hans-Werner Sinn handelt verantwortungslos, wenn er zentrale Klimaschutzinstrumente wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz infrage stellt, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke gutheißt und eine ökologisch ausgerichtete Politik pauschal als schädlich verteufelt. Damit hat er sich diese besondere Auszeichnung in diesem Jahr redlich verdient“, so Tschimpke.

Dinosaurier des Jahres

Der „Dinosaurier des Jahres“ ist eine aus Zinn gegossene, 2,6 Kilogramm schwere Nachbildung einer Riesenechse. Frühere prominente Dino-Preisträger sind unter anderem der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerhard Sonnleitner, Air Berlin-Chef Joachim Hunold, und Ex-Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, der die Trophäe im vergangenen Jahr erhielt.

(NABU, 04.01.2010 – DLO)

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