Eine neue Art „intelligenter“ Kleidung passt sich mithilfe eines von der Natur abgeschauten Prinzips an wechselnde Temperaturen an. Die von Forschern der Universität Bath und des London College of Fashion entwickelten Textilien sind von einem bei Kiefernzapfen vorkommenden System inspiriert: Diese spreizen ihre Schuppen ab, wenn sie ihre Samen freigeben. Die mit aus speziellen Mikrofasern bestehende Kleidung ahmt dieses Verfahren nach und nutzt es um bei Wärme kühlende Luft hineinzulassen, bei Kälte aber auszusperren.
Die Schuppen von Kiefernzapfen öffnen sich, wenn der Zapfen vom Baum fällt, um die Samen freizugeben. Zwei Schichten von steifen, in verschiedenen Richtungen verlaufende Fasern ermöglichen diesen Öffnungsmechanismus: Wenn der Zapfen trocken wird, dehnt sich die Innenseite der Schuppen stärker aus als die Außenseite und biegt dadurch die Schuppe nach außen – der Zapfen öffnet sich. Ein ähnliches Prinzip haben die Wissenschaftler jetzt auch für Textilien entwickelt.
Die “smarten” Textilien, die nach Ansicht der Wissenschaftler schon in wenigen Jahren auf dem Markt verfügbar sein könnten, bestehen aus einer oberen Schicht aus winzigen, nur ein Zweihundertstel Millimeter dicken Borsten eines wasserabsorbierenden Materials, wie beispielsweise Wolle. Wenn der Träger der Kleidung warm wird und schwitzt, reagieren die winzigen Borsten im Material und stellen sich auf, so dass Luft von außen durch das Material passieren kann, um die Haut zu kühlen. Wenn der Träger sich genügend abgekühlt hat und aufhört zu schwitzen, senken sich die Borsten wieder und formen eine undurchlässige, isolierende Barriere.
Die unter Schicht der Kleidung ist dagegen nicht porös und schützt daher vor Regen unabhängig davon, ob die Borsten gerade offen oder geschlossen sind. Die Technologie wurde vom Zentrum für Biomimetic an der Universität Bath entwickelt. Hier suchen Wissenschaftler gezielt nach Anregungen in der Natur, um sie in neue Technologien umzusetzen. Der Leiter des Zentrums, Julian Vincent erklärt: „Die neue intelligente Kleidung wird das Leben seiner Träger viel angenehmer machen, weil sie automatisch zur Regulierung der Körpertemperatur beiträgt. Wir haben uns in der Natur umgesehen und kamen auf die Idee, als wir beobachteten, wie Kiefernzapfen auf Trockenheit reagieren, indem sie sich öffnen.“