Um den Klimawandel in beherrschbarem Rahmen zu halten, müssen die CO2-Emissionen bis 2050 weltweit halbiert werden. Das ist das Fazit des dritten Berichts des Internationalen Wissenschaftsrats zum Klimawandel (IPCC), der heute in Bangkok verabschiedet wurde.
{1l}
Zusammenwirken aller Technologien und Strategien nötig
Im Mittelpunkt des dritten und letzten Teils des vierten Weltklimaberichts stehen die Maßnahmen, die ergriffen werden können, um die globale Erwärmung einzuschränken. Der Bericht differenziert dabei zwischen Maßnahmen, die bis 2030 ergriffen werden können und Maßnahmen im Zeitraum danach. Für die nähere Zukunft kommen die Forscher zu dem Schluss, dass nicht eine einzige Technologie oder Strategie den Klimawandel aufhalten kann, sondern alle Sektoren zum Klimaschutzziel beitragen müssen.
Als Schlüsselfaktoren sieht die IPCC den Ausbau erneuerbarer Energien und die Erhöhung der Energieeffizienz. Explizit benannt werden dabei die Abscheidung und Speicherung von CO2 für Anlagen mit fossilen Brennstoffen, der Ausbau von Solarkraft, Wellen- und Wasserkraft, aber auch die umstrittene Atomkraft. Im Verkehrsbereich sollen alternative Kraftstoffe, Hybridfahrzeuge und effektivere Antriebe für Flugzeuge die Emissionen einschränken helfen.
Drei Prozent des Bruttoninlandsprodukts
Obwohl die Reduktion der CO2-Emissionen das erste Klimaschutzziel bleibt, zeigen die Berechnungen, dass eine so genannte „Multi-Gas-Strategie“ am viel verprechendsten ist. Diese beinhaltet auch Maßnahmen, die die Emission anderer Treibhausgase reduzieren. Die Kosten für solche konzertierten Maßnahmen lägen laut IPCC im Jahr 2030 in einem Bereich, der einer Absenkung des globalen Bruttoinlandsprodukts um maximal drei Prozent entspräche. Die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten würden damit um 0,12 Prozent sinken. Die Kosten können allerdings von Land zu Land stark schwanken.
{2r}
Anreize nötig
Die Delegierten betonen, dass die Emissionseinsparungen durchaus mithilfe existierender beziehungsweise den in den nächsten Jahren entwickelten Technologien erreicht werden können – allerdings nur, wenn entsprechende Anreize auch von politischer Seite geschaffen werden. Auch Investitionen in den Entwicklungsländern, die beispielsweise die Einführung energieeffizienterer Technologien ermöglichen, seien hier gefordert.
Gabriel: „Kein Grund zur Resignation“
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel erklärte anlässlich des IPCC-Berichts: „Der Bericht zeigt: Die Klimakatastrophe ist nicht unabwendbar. Wir können sie verhindern. Das Ziel der Europäischen Union, eine Erwärmung um mehr als zwei Grad gegenüber vorindustriellen Werten zu verhindern, ist erreichbar. Der IPCC-Bericht zeigt aber auch: Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen jetzt entschlossen handeln, um schwerwiegende und nicht mehr kontrollierbare Klimafolgen zu vermeiden.“ Nach Ansicht des Ministers seien die Aussagen des neuen IPCC-Reports jedoch kein Grund, vor der Herausforderung des Klimawandels zu resignieren.
Der Bericht des IPCC gibt keine Empfehlungen, sondern stellt den wissenschaftlichen Sachstand zu den technischen und ökonomischen Optionen und Potentialen zur Emissionsminderung sowie zur Wirksamkeit von Maßnahmen dar. Am 2. Februar diesen Jahres wurde der erste Teilband des IPCC- Sachstandsberichts veröffentlicht. Darin werden die wissenschaftlichen Grundlagen dargestellt. Der am 4. April vorgestellte zweite Teilband befasst sich mit den Folgen der Klimaänderung. Ein abschließender Synthesebericht, der die wesentlichen Aussagen der drei Teilbände auf politische Fragestellungen hin zusammenfasst, wird im November in Valencia (Spanien) verabschiedet.
(IPCC, BMU, 04.05.2007 – NPO)