Technik

Jeder dritte Studierende nutzt Gesundheits-Apps

Studie enthüllt auffallende Diskrepanz zwischen Datenschutz-Bedenken in Theorie und Praxis

Die Gesundheits-App gehört für jeden Dritten Studierenden längst zum Alltag. © Prykhodov/ iStock.com

Der Gesundheits-Wächter ist immer dabei: Rund ein Drittel der Studierenden in Deutschland überwacht seine Gesundheit mit einer Handy-App, wie eine Studie nun zeigt. Sie zählen damit ihre Schritte, erfassen Puls und Kalorien oder beobachten, wie gut sie schlafen. Interessanterweise scheinen Datenschutz-Bedenken dabei kaum eine Rolle spielen – selbst bei eigentlich in der Theorie eher skeptischen Nutzern.

Es ist ein boomender Markt: Inzwischen gibt es schon mehr als 100.000 Handy-Apps rund um unsere Gesundheit und Fitness. Die Spanne reicht dabei vom Schrittzählerund Kalorienanzeiger über Strahlenmesser und UV-Warner bis hin zu medizinischen Wörterbüchern und Ärzteverzeichnissen. Aber wie stark werden solche Apps tatsächlich genutzt? Und wie?

Wer nutzt die App warum und wie?

Das haben Christoph Dockweiler und seine Kollegen von der Universität Bielefeld nun genauer untersucht. Für ihre Studie befragten sie deutschlandweit 675 Studierende an Hochschulen dazu, welche Anwendungen sie nutzen, welche Motive sie haben und in welchen Bereichen die jungen Erwachsenen Potenziale, aber auch Risiken der Technik sehen.

„Für uns ist es entscheidend zu sehen, was letztendlich die Techniknutzung im Gesundheitsbereich beeinflusst“, erklärt Dockweiler. „Und auch, welche Einstellungen, Haltungen und Wissensbestände ausschlaggeben sind, dass ein Mensch das Gerät in die Hand nimmt und anfängt, seine Gesundheit selber zu kontrollieren.“

Selbstoptimierung ist Trumpf

Das Ergebnis: Immerhin zwei Drittel der Studenten nutzt tatsächlich mindestens eine gesundheitsbezogene App auf ihrem Smartphone. Mehr als 70 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer kontrollieren damit ihr tägliches Bewegungspensum oder ihr Schlafverhalten in der Nacht. Jeder Zweite setzt die App während des Sports ein, etwa um die Herzfrequenz oder Laufstrecken aufzuzeichnen.

Damit nutzen die angehenden Akademiker diese Programme vor allem, um ihren Gesundheitszustand besser einschätzen zu können und um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Weniger im Fokus der Zielgruppe stehen dagegen Applikationen, die einen konkreteren Bezug zu medizinischen Themen haben – zum Beispiel Ärzteregister, Apps zur Stressbewältigung oder zur Online-Vernetzung unter Patienten.

Datenschutz nur in der Theorie

In puncto Datenschutz gibt es dabei allerdings einen beträchtlichen WIderspruch: In der Theorie waren die meisten Nutzer für dieses Thema durchaus sensibel. Rund 90 Prozent erwarteten eine Sicherung der Qualität von Gesundheits-Apps und Informationen darüber, wie ihre Gesundheitsdaten verwendet werden.

Doch wenn es konkret wird, scheinen diese Ansprüche vergessen: Steht ein junger Erwachsener vor der Wahl, eine App zu installieren und zu nutzen oder nicht, sind die Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes nicht mehr das Ausschlaggebende, wie die Studie ergab. Viel entscheidender ist dagegen, wie groß der Gesundheitsgewinn eingeschätzt wird, wie andere Nutzerinnen und Nutzer sowie Freundinnen und Freunde die App bewerten und ob anfallende Kosten selber zu tragen sind.

„Gerade mit Blick auf Risiken wie den Datenmissbrauch zeigt sich hier ein bemerkenswerter Verdrängungsprozess“, meint Dockweiler. Dieser sei allerdings auch damit zu erklären, dass das bisherige Wissen der Nutzer zu gering sei. „Gerade mal jeder Dritte fühlt sich ausreichend informiert über die potenziellen Risiken der Nutzung“, so der Forscher.

Die Wissenschaftler sehen ihre Studie als Ausgangspunkt für neue Erkenntnisse darüber, wie Gesundheitstechnologien künftig besser auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten werden können. Aber auch, wo es noch an Informationen und Transparenz fehlt und wie man die Nutzer besser bei der Anwendung unterstützen könnte.

(Universität Bielefeld, 22.07.2015 – NPO)

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