Astronomen haben in einem Supernovarelikt Hinweise auf das jüngste Schwarze Loch in unserer kosmischen Nachbarschaft entdeckt. Vor 30 Jahren nach der Explosion eines massereichen Sterns gebildet, wäre dies das erste seiner Art, das von Astronomen quasi von Geburt an beobachtet worden ist. Es bietet damit die einzigartige Möglichkeit, die ersten Stadien der Entstehung von Schwarzen Löchern aus einer Supernova zu verfolgen.
Ein Amateurastronom war der erste, der 1979 eine Supernova in der Galaxie M100 entdeckte, 50 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Der winzige leuchtende Punkt in der Spiralgalaxie, offiziell SN 1979C getauft, deutete auf die Explosion eines Sterns, 20-fach massereicher als die Sonne, hin. 1995, mit Beginn der Ära der modernen Röntgenobservatorien, stießen diese am Ort der ehemaligen Supernova auf eine starke Quelle von energiereicher Röntgenstrahlung, die über Jahre hinaus anhielt.
Supernova und was dann?
Für die Astronomen war dies ein Hinweis darauf, dass sich hier ein erst durch die Supernova entstandenes Schwarzes Loch verbergen könnte. Die starke Röntgenstrahlung könnte dann entweder durch das Vernichten von Materie aus dem Supernovarest herrühren oder aber von einem Begleitstern, der die Explosion überstanden hatte. Sollte dies stimmen, dann wäre SN 1979c der erste Fall, bei dem die Astronomen Augenzeugen einer der häufigsten Entstehungsformen von Schwarzen Löchern waren.
Denn obwohl nach der Explosion eines massereichen Sterns nach geltender astrophysikalischer Lehrmeinung eigentlich immer ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch entstehen müsste, ist eine solche „Geburt“ bei relativ nahe gelegenen Schwarzen Löchern bisher noch nie direkt beobachtet oder nachgewiesen worden. Jetzt hat ein internationales Team von Astronomen die Rätsel-Strahlenquelle SN 1979C mit Hilfe des Röntgenobservatoriums Chandra und einer neuen Auswertung der sich über 30 Jahre erstreckenden Beobachtungsdaten versucht, diese Frage endgültig zu klären.
Erste Beobachtung der Geburt eines „gewöhnlichen“ Schwarzen Lochs
Tatsächlich sprechen auch die neuen, jetzt in der Fachzeitschrift „New Astronomy Journal“ veröffentlichten Ergebnisse dafür, dass sich im Supernovarelikt SN 1979c ein Schwarzes Loch verbergen muss. „Dies könnte das erste Mal sein, dass die gewöhnliche Art der Bildung eines Schwarzen Lochs beobachtet worden ist“, erklärt Abraham Loeb vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge Massachusetts. „Dieser Typ ist sehr schwer nachzuweisen, weil Dekaden der Röntgenbeobachtungen nötig sind, um das zu belegen.“
Eine andere Möglichkeit der Interpretation der Daten wäre die Bildung eines Neutronensterns statt eines Schwarzen Lochs. Der von ihm ausgehende starke Wind energiereicher Teilchen wäre dann für die Röntgenstrahlung von SN 1979c verantwortlich. Doch selbst dann wäre dies ein Rekord: Denn das bisher jüngste bekannte Exemplar eines solchen Pulsarwinds und Neutronensterns liegt im Zentrum des Krebsnebels und ist immerhin schon 950 Jahre alt.
(NASA / Chandra, 17.11.2010 – NPO)