Ultrakalter Rekord: Forschern ist es erstmals gelungen, eine Wolke aus Molekülen auf nur 50 Milliardstel Kelvin über dem absoluten Nullpunkt herunterzukühlen. Bisher war dies nur mit Einzelatomen erreicht worden. Die rund 25.000 Kalium-Rubidium-Moleküle gerieten durch die Kühlung in einen Zustand, in dem Quanteneffekte ihr Verhalten dominieren – die Physiker sprechen von einem „degenerierten Quantengas“.
Werden Atome oder Moleküle bis auf extrem niedrige Temperaturen heruntergekühlt, beginnen sie ein exotisches Verhalten zu zeigen. Denn statt der klassischen Physik dominieren nun Quanteneffekte. Als Folge wird beispielweise Helium zu einer Flüssigkeit ohne jeden Widerstand und Atome werden zum Bose-Einstein-Kondensat – sie reagieren kollektiv wie ein einziges Riesenatom. Sogar Lichtteilchen lassen sich in solchen ultrakalten Atomwolken zu einer Art Bindung bringen.
Doch was bei Atomen fast schon routinemäßig gelingt, ist bei Molekülen deutlich schwieriger. „Die zusätzlichen Freiheitsgrade in der Rotation und Vibration machen Moleküle erheblich komplexer und ihre Kühlung auf ultrakalte Temperaturen zu einer echten Herausforderung“, erklären Jun Ye vom National Institute of Standards and Technology (NIST) in Boulder und sein Team. Bisher gelang es Wissenschaftlern maximal, eine hundert bis tausend Moleküle auf 250 bis 600 Nanokelvin herunterzukühlen.
Atomwolken mit Magnetfeldern und Lasern manipuliert
Jetzt jedoch haben Ye und sein Team diesen bisherigen Rekord um ein Vielfaches unterboten. Für ihr Experiment sammelten die Forscher zunächst rund eine Milliarde Rubidiumatome und 70 Millionen Kaliumatome in einer magneto-optischen Falle. Die durch Laser und Magnetfelder fixierten Atomwolken wurden durch Laserkühlung bis auf knapp über dem absoluten Nullpunkt heruntergekühlt. Dann bestrichen die Forscher diese Atomwolken mit einem Magnetfeld, das die Atome dazu brachte, schwach gebundene Moleküle aus je einem Kalium- und einem Rubidiumatom zu bilden.