Wie variantenreich ist das menschliche Genom? Und wo lebten unsere direkten Vorfahren? Genau diese Fragen können nun erstmals mit einer weltweiten Karte der menschlichen Genvarianten beantwortet werden. Genauer als je zuvor können Wissenschaftler darin auch die Wanderungsbewegungen der Menschheit und die genetischen Unterschiede innerhalb einzelner Volksgruppen nachvollziehen.
Die jetzt in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte Studie basiert auf einer Kombination verschiedener genetischer Methoden zum Genvergleich. Wissenschaftler unter Leitung von Noah Rosenberg von der Universität von Michigan und Andrew Singleton vom National Institute on Aging durchsuchten die DNA von 485 Menschen aus 29 verschiedenen Populationen und fünf Kontinenten und verglichen dabei drei Arten der genetischen Variation: so genannte Einzelnukleotid-Polymorphismen, Veränderungen eines „Genbuchstabens“, Haplotypen, Veränderungen eines „Genwortes“ und CNVs, Löschungen oder Verdopplungen von ganzen Seiten des genetischen Codes.
Insgesamt erfassten die Forscher damit mehr als 500.000 DNA-Marker im menschlichen Genom und erreichten eine Detailtiefe von mehr als dem Hundertfachen aller bisherigen Studien. „Unsere Studie ist eine der ersten in einer neuen Welle von extrem hochauflösenden Genscans der gentischen Variation von Populationen“, erklärt Rosenberg. „Jetzt, wo wir die Technologie besitzen, um tausende und sogar hundertausende von genetischen Markern anzuschauen, können wir auf Beziehungen menschlicher Populationen und alte Wanderungsbewegungen in besserem Detail schließen als jemals zuvor.“
Gen-Vielfalt in Afrika am größten
Die Ergebnisse der Durchmusterung bestätigen die Theorie, dass sich die Menschheit von Afrika aus erst in den Mittleren Osten, dann nach Europa und Asien, die pazifischen Inseln und zuletzt nach Amerika ausgebreitet hat. Denn die in der Studie gefundene genetische Vielfalt nahm ab, je weiter eine Menschengruppe von Afrika, der Wiege der Menschheit, entfernt lebte.